Kleinmütige Kriminalisierung

Wenn Leben retten jetzt ein Verbrechen ist, wäre Fabian Hillebrand gern Komplize

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Seenotretter haben es erst aus den Medien erfahren: Die italienische Küstenwache hat das Rettungsschiff der Organisation Sea-Watch am Freitag festgesetzt und lässt es nicht auslaufen. Die Blockade des letzten noch verbliebenen Rettungsschiffes im Mittelmeer erfolgte wenige Tage, nachdem die Vereinten Nationen die Kriminalisierung der Seerettung als Ursache für eine Rekord-Sterberate benannt haben. Im vergangenen Jahr sind täglich sechs Menschen auf der Fluchtroute ums Leben gekommen.

Trotzdem fährt Europa fort, die private Seenotrettung zu kriminalisieren. Verfahren werden gegen Schiffe und Organisationen eingeleitet; Ermittlungen bleiben zwar oft ergebnislos, führen aber trotzdem dazu, dass Schiffe über Monate und Jahre festgesetzt sind. Pia Klemp beispielsweise hat als Kapitänin der Rettungsschiffe »Sea-Watch 3« und »Iuventa« über 1000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Seit deshalb gegen sie ermittelt wird, hat sie kein Schiff mehr betreten dürfen, wie sie im Interview erzählt.

Die Frage dabei: Wenn das Bergen von aus Seenot Geretteter als Verbrechen geahndet wird, wer würde da nicht gerne zum Komplizen solcher Straftaten? Die Menschen, die sich für die Unversehrtheit der Flüchtlinge einsetzen, werden sich nicht einfach kaltstellen lassen, das haben sie schon mehrfach bewiesen. Außerdem: Wer versucht, seine »europäischen Werte« dadurch zu verteidigen, Seenotretter wegzusperren und zu blockieren, der hat sie längst verspielt.

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