Europas Fußball sucht Einigkeit
Auf dem Kongress der UEFA wird Präsident Aleksandar Ceferin im Amt bestätigt. Der Slowene fordert vom Weltverband mehr Respekt ein
DFB-Präsident Reinhard Grindel bleibt vier weitere Jahre »Außenminister« der Europäischen Fußball-Union bei der FIFA. Der 57-Jährige wurde am Donnerstag beim UEFA-Kongress in Rom ohne Gegenkandidat erneut ins Council des Weltverbands gewählt. Als »Oppositionsführer« darf sich nach wie vor Aleksander Ceferin fühlen, der ebenfalls alternativlos bis 2023 im Amt des UEFA-Präsidenten bestätigt wurde - den Auftritt seines »Gegenspielers« Gianni Infantino nahm der slowenische FIFA-Vizepräsident mit einem gequälten Lächeln zur Kenntnis.
FIFA-Präsident Infantino, der mit der UEFA-Führung seit Monaten im Clinch liegt, mahnte seine ehemaligen Kollegen durch die Blume zu mehr Kooperation bei seinen wilden Ideen. »Der Fußball ist global und verdient es, global entwickelt zu werden«, sagte der frühere UEFA-Generalsekretär während seiner kurzen und eher nichtssagenden Rede zu Beginn des Kongresses: »Dafür müssen wir zusammenarbeiten, miteinander reden und diskutieren. So sehe ich uns alle auf dem Weg nach vorne.«
Infantinos Pläne, die Klub-WM aufzustocken, eine globale Nations League einzuführen, beide Wettbewerbe für eine Milliardensumme an zweifelhafte Investoren zu verkaufen und schon die WM 2022 in Katar mit 48 Mannschaften zu spielen, stoßen bei der UEFA nur auf sehr wenig Gegenliebe. Ceferin gilt als einer der größten Kritiker des Schweizers. »Indem wir der FIFA sagen, dass wir nicht einverstanden sind mit den aktuellen Vorschlägen, zeigen wir ihr und dem Fußball, den wir lieben und den wir schützen müssen, unseren Respekt«, sagte Ceferin: »Und wir hoffen, dass auch die FIFA uns ihren Respekt zeigen wird, indem sie unsere Meinung anhört. Die UEFA und der europäischen Fußball verdienen es, respektiert zu werden.«
Daran hat der Jurist aus Slowenien, die die WM 2030 nach Europa holen will, großen Anteil. Nach seiner ersten Wahl im September 2016 führte er die UEFA in deutlich ruhigeres Fahrwasser geführt. »Eine Krise ist auch immer eine einzigartige Chance, die Dinge zum Besseren zu verändern«, sagte Ceferin, dessen Verband für die historische EM 2020 mit einem gewaltigen Gewinn in Höhe von 827 Millionen Euro rechnet: »Wir wollten die Einheit des europäischen Fußballs wiederherstellen, die Einheit, die verloren gegangen war.«
Besonders betonte der alte und neue UEFA-Präsident die gute Zusammenarbeit mit den mächtigen Großklubs in Europa. »Der Fußball der Nationalmannschaften und der Klubfußball sind keine Feinde«, sagte Ceferin: »Sie gehören zum gleichen Spiel.« Am Mittwoch hatte die UEFA eine neue Kooperationsvereinbarung mit der Klubvereinigung ECA unterzeichnet, die künftig auch durch Nasser al-Khelaifi im UEFA-Exekutivkomitee vertreten wird. Die ECA-Wahl des katarischen Präsidenten von Paris St. Germain wurde vom UEFA-Kongress ohne Probleme bestätigt. Die Kritik an dem französischen Scheich-Klub, der mutmaßlich mehrfach gegen das Financial Fair Play der UEFA verstoßen hat, spielte in Rom keine Rolle. Auch der DFB segnete die Entscheidung ab. SID/nd
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