• Berlin
  • Pünktlichkeit der S-Bahn

Investitionen in Pünktlichkeit zahlen sich aus

Die S-Bahn ist seit dem vergangenen Sommer wieder deutlich zuverlässiger geworden

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Was wir angefangen haben, trägt Früchte«, sagt Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin. Er meint die im vergangenen Sommer gestartete »Qualitätsoffensive S-Bahn Plus«, mit der die Zuverlässigkeit wieder gesteigert werden sollte. Denn ein Jahr zuvor war die Pünktlichkeit regelrecht abgeschmiert. Im Mai 2017 waren nur noch 93,8 Prozent aller Züge pünktlich, was laut Verkehrsvertrag bedeutet, dass sie sich weniger als vier Minuten verspäten. Bis Juli 2018 sollte dieser Wert relativ stabil um die 94 Prozent pendeln - zwei Prozentpunkte unter der im Vertrag mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) geforderten Quote von 96 Prozent.

Seit das rund 180 Maßnahmen umfassende Programm im Juni 2018 gestartet wurde, ging die Pünktlichkeit schlagartig nach oben. Im Januar 2019 wurde sogar der hervorragende Wert von 96,8 Prozent erreicht. Besser war die S-Bahn zuletzt im März 2016, also vor fast drei Jahren.

»Es gibt Maßnahmen, die sich überraschend positiv auswirken«, erklärt Kaczmarek. Zum Beispiel, dass die Fahrer beim Schichtwechsel ihren Schlüssel stecken lassen. Immer wieder war es vorgekommen, dass Züge nach Schlüsselwechsel den Dienst quittierten. »Wenn an der Friedrichstraße, wo wir viele Personalwechsel haben, ein Zug liegenbleibt, dann hat das große Auswirkungen auf das Netz«, sagt Peter Buchner, Chef der S-Bahn Berlin GmbH. Um fast ein Drittel gingen diese Störungen zurück.

Auch der vorsorgliche Tausch von Elementen der Türsteuerung bei der jüngsten Baureihe 481, der sogenannten Taucherbrillen, wirkte sich sehr positiv aus. »Die Zahl der Türstörungen ist um 15 Prozent zurückgegangen«, freut sich Buchner.

Andere Maßnahmen hatten nicht den erhofften Effekt gebracht - zum Beispiel die zentrale Öffnung aller Türen durch den Fahrer an Bahnhöfen wie dem Alexanderplatz.

Planmäßig verläuft die Joboffensive zur Gewinnung neuer Lokführer bei der S-Bahn. 2018 wurden 151 von ihnen erfolgreich ausgebildet. Allerdings verlassen pro Jahr auch 60 bis 80 Lokführer das Unternehmen, räumt Buchner ein. Unter dem Strich konnte ihre Zahl dennoch gesteigert werden.

Auch die DB Netz AG, zuständig für Schienen, Signale und Stellwerke, hat Beiträge zur Stabilisierung des Betriebs geleistet. Elf Kilometer störanfällige Signalkabel wurden 2018 entlang der Stadtbahn getauscht, neun weitere Kabelkilometer sollen 2019 folgen. Zudem wurden präzisere Notfallpläne für Störungen im Netz ausgearbeitet. Mit Erfolg: 2018 sorgte jede einzelne Störung für insgesamt 47 Minuten Verspätung bei allen betroffenen Zügen. Ein Jahr zuvor waren es noch 55 Minuten.

Ausruhen kann sich die S-Bahn auf den erzielten Verbesserungen nicht, weiß Peter Buchner. »Pünktlichkeit ist wie Rasenmähen. Wenn man nichts tut, wächst die Unpünktlichkeit wieder nach«, sagt der S-Bahn-Chef.

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