Vorm Kapitalismus sind alle gleich

Markus Drescher über West-Einheit, Ost-Quote und Rundum-Versäumnisse

Wessis sind auch nur Menschen. Doch, glauben Sie es. Manche sind wirklich okay. Weil Ostdeutschland nach der Wende aber manches aus dem Westen blühte, nur nichts Gutes, wie es vielen vorkommen muss, ist es ein Gefühl der Bevormundung und Benachteiligung durch den Besser-Wessi, das auch fast 30 Jahre nach der ungleichen Vereinigung munter in den Landschaften gedeihen kann. Ob daran eine Ost-Quote für Posten etwas ändern kann? Vielleicht. Aber ob schlechte Politik von West- oder Ostdeutschen ins Werk gesetzt und verwaltet wird, ist am Ende dann doch ziemlich egal.

Ganz sicher hilfreich bei der Überwindung der gefühlten und real existierenden Spaltung wäre es deshalb, neben dem Repräsentationsdefizit vor allem konsequent und flächendeckend soziale und (infra-)strukturelle Ungleichheiten zu beseitigen. Diese Erkenntnis ist weder neu noch besonders schwer zu erlangen. Umso ärgerlicher ist es, dass sie seit drei Jahrzehnten nur dann eine Rolle zu spielen scheint, wenn die nächsten Wahlen anstehen. Und dass sich mittlerweile Ost und West wenn schon nicht bei Wirtschaft und Wertschätzung auf Augenhöhe begegnen können, doch beim Punkt Vernachlässigung annähern. Der bundesdeutschen Form des Kapitalismus ist es nämlich genau so egal, wen sie abhängt, wie der schlechten Politik, wer sie umsetzt.

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