Flughafenbauer halten an Zeitplan fest

Management will BER trotz anhaltender Probleme 2020 eröffnen – Technikdienstleister Bosch unter Druck

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 5 Min.

Bis zum angepeilten Eröffnungstermin des neuen Hauptstadtflughafens BER verbleiben noch 19 Monate, und noch immer ist von jeder Menge ungelöster Probleme mit der Brandmeldeanlage sowie der Verkabelung im Fluggastterminal (T1) die Rede. Es sind genau die Mängel, deren zügige Abarbeitung die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) und ihr Geschäftsführer, Engelbert Lütke Daldrup, seit Monaten versprechen und deren Bewältigung offenbar weitaus komplizierter und vor allem zeitaufwendiger ist als stets kommuniziert. Und so war es nicht ganz selbstverständlich, dass der BER-Chef am Freitagabend vor der Presse in Schönefeld, unterstützt vom FBB-Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Bretschneider, dennoch die Parole ausgab: »Was die generelle Inbetriebnahme angeht, so gehen wir davon aus, dass wir die Ziele, die wir uns gesetzt haben, im Oktober 2020 erreichen werden.« Ein Notfallszenario als Alternative, einen »Plan B«, brauche sein Unternehmen nicht.

Seit dem Vormittag hatte zuvor der Aufsichtsrat turnusmäßig, jedoch erstmals seit längerer Zeit wieder auf dem Gelände der Flughafenbaustelle, getagt. Wie Bretschneider informierte, habe sich das Gremium abermals mit dem Baufortschritt am BER beschäftigt. Grundlage sei der Bericht der Geschäftsführung gewesen, der sich mit den kritischen prüfpflichtigen Kabelgewerken und der Brandmeldeanlage auseinandersetzt. »Wir haben, wie auch bei den vorangegangenen Treffen, den TÜV Rheinland als Gutachter darum gebeten, seine Sicht der Dinge vorzutragen«, so der Aufsichtsratschef. Weitere Themen waren die zu gründende Projektgesellschaft zur Planung des Terminals T3 für die Zeit nach der Inbetriebnahme des Flughafens, die Verbesserung der Arbeit des Aufsichtsrates und der Stand der Vorbereitungen für die operative Inbetriebnahme des BER (Projekt-ORAT) sowie des Umzugs von Tegel nach Schönefeld.

Luftfahrtschau ILA bleibt in Berlin

Die Flughafengesellschaft bekennt sich zur Zukunft der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) am traditionellen Standort Berlin. Wie Geschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup und Aufsichtsratschef Rainer Bret᠆schneider ankündigten, wolle man »bestimmte Gelände im Umfeld des Flughafens in Selchow langfristig für den Flughafen erwerben«.

Dazu liefen seit längerem Gespräche mit der Messe Berlin und den Flughafengesellschaftern. Ziel sei der Erwerb des Geländes des »Berlin ExpoCenter Airport« und der zugehörigen Hallen, um diese außerhalb der Airshow für den Flughafen nutzen zu können. Der Aufsichtsrat habe diesem Erwerbsinteresse einstimmig seine Unterstützung zugesagt, erklärte Bretschneider. So solle auch die Zukunft der ILA gesichert werden. »Damit kann man Flughafeninteressen und die Interessen der Internationalen Luftfahrtausstellung auf ideale Weise verbinden.« tm

BER-Chef Lütke Daldrup zeigte sich unzufrieden mit den erreichten Fortschritten bei der Mängelbeseitigung. Zwar scheinen endlich die Sprinkleranlagen, für die sich die Firma Caverion verantwortlich zeichnet, zu funktionieren – zumindest kamen sie nicht mehr zur Sprache. Doch bei den anderen Themen läuft den Verantwortlichen allmählich die Zeit davon. »Wir haben weiterhin in den Kabelgewerken und den Brandmeldeanlagen noch zahlreiche Mängel. Wir haben dazu sehr konkrete Aussagen der Baufirmen, wann welche Arbeiten abgeschlossen sein werden«, erklärte Lütke Daldrup.

Das Kernproblem sind weiterhin die Brandmeldeanlagen, für die die Firma Bosch zuständig ist. Der Flughafenchef erkennt das Bemühen der mit großem Aufgebot in Schönefled an der Mängelbeseitigung arbeitenden Experten sehr wohl an. Von zunächst 860 Mängeln müssten derzeit noch knapp 100 abgearbeitet werden, zuletzt habe man im Durchschnitt 22 pro Tag geschafft. Darüber hinaus sei noch einmal Software aufzuspielen und es seien noch weitere Detailfragen zu klären – für all das sei ein klarer Fahrplan verabredet worden. Daran anschließend habe der TÜV noch Prüfungen vorzunehmen. Doch nachdem Bosch Anfang Februar bereits eine einmonatige Fristverlängerung erhalten hatte, zieht die FBB nun die Zügel an. »Wir haben das auch vertraglich mit der Firma Bosch auf einer neue Vertragsgrundlage vor einer Woche final festgehalten. Und die Firma Bosch schuldet uns eine Fertigstellung der Brandmeldeanlage zum 29. März«, betonte er. Danach steht die Androhung von Strafzahlungen im Raum, sollten die vereinbarten Fortschritte nicht erzielt werden.

Bei den Kabeltrassen hat die Firma ROM weiterhin mit zahlreichen Problemen zu kämpfen – hier sprach Lütke Daldrup von noch immer »weniger als 3000«. Angesichts von deren Vielfalt stellte er die Möglichkeit einer »Clusterung«, also im Prinzip eine Sortierung nach Dringlichkeit der abzuarbeitenden Mängel, in Aussicht. Denn angesichts schrumpfender Zeitreserven geht es dem Flughafenchef vor allem darum, die anstehenden Wirkprinzipprüfungen, also das Zusammenspiel aller Anlagen, bis zum Sommer sicherzustellen.

Noch immer hält es die Flughafengesellschaft für gesichert, dass die Wirkprinzipprüfung rechtzeitig mit Erfolg über die Bühne gebracht werden kann. Das wäre die Voraussetzung dafür, dass im Herbst – wie beabsichtigt – bei der zuständigen Baugehmigungsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald »die Übergabe der Baufertigstellung« angezeigt werden kann. Die Gutachter des TÜV Rheinland sehen die angepeilten Zeitabläufe offenbar weiterhin weniger optimistisch, wobei man mit den jeweiligen Einschätzungen »nah beieinander« sei.

»Die Performance der dienstleistenden Firmen ist entscheidend«, so Lütke Daldrup. »Geschäftsführung und Aufsichtsrat werden zusammen mit dem TÜV die Arbeiten weiterhin engmaschig und kritisch begleiten.«

Die anhaltenden Schwierigkeiten, das dauerhaft von Krisen begleitete Flughafenprojekt in sichere Bahnen zu lenken, werfen auch Fragen nach der Effizienz des Aufsichtsrates auf. Wie dessen Chef, Rainer Bretschneider, berichtete, habe man daher die Arbeit des 20-köpfigen Kontrollgremiums durch einen externen Gutachter evaluieren lassen. Dieser habe dem Aufsichtsrat nunmehr den Spiegel vorgehalten. »Wir haben uns in einem ersten Durchgang sehr intensiv mit Fragen beschäftigt, wie wir als Aufsichtsrat einen Beitrag leisten können, unsere Arbeit und die Kommunikation zu verbessern«, sagte er. Das werde man auf einer Sondersitzung im Mai fortsetzen.

Gute Nachrichten gab es für die Zukunft der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) am traditionellen Standort Berlin, die nach 2020 ungewiss war. »Wir wollen bestimmte Gelände im Umfeld des Flughafens in Selchow langfristig für den Flughafen erwerben, weil wir das für die Flughafeninteressen gut finden und so auch die ILA auf diesem Gelände sichern können«, sagte Breitschneider. Dazu liefen, wie Flughafenchef Lütke Daldrup dazu mitteilte, schon längere Zeit Gespräche mit der Messe Berlin und den Flughafengesellschaftern. Ziel sei der Erwerb des Geländes und der darauf stehenden Hallen, um diese außerhalb der ILA für den Flughafen nutzen zu können. Der Aufsichtsrat habe diesem Erwerbsinteresse einstimmig seine Unterstützung zugesagt. So solle auch die Zukunft der ILA gesichert werden, sagte Bretschneider. »Damit kann man Flughafeninteressen und die Interessen der Internationalen Luftfahrtausstellung auf ideale Weise verbinden.« Man tue damit sowohl industriepolitisch etwas für diesen Standort als auch strategisch etwas für den Flughafen BER.

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