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Phantomdebatte
Uwe Kalbe über die Suggestion rot-grüner Aussichten ohne Wagenknecht
Man mag der hilflosen Debatte nach dem angekündigten Rückzug Sahra Wagenknechts zugute halten, dass eben auch abgezockteste Politprofis von einer neuen Situation überrascht werden können. Erst recht wird das bei jenen ersten Äußerungen aus dem Mitte-links-Lager deutlich, die so klingen, als werde eine bisher von Wagenknecht niedergehaltene Debatte über rot-rot-grüne Bündnisse nun endlich führbar.
Dies ist eine Phantomdebatte. Dass es keine Mehrheiten für ein Mitte-links-Bündnis gibt, liegt an der offenbar zu wenig überzeugenden Politik der SPD, die in einem solchen Bündnis die Führung übernehmen müsste. Und das müsste sie, weil ein solches Bündnis nicht auf die notwendige Zahl von Wählerstimmen käme, wenn die stärkste Kraft nicht einmal 20 Prozent in die Rechnung einbrächte. Den Grünen mit einem Wachstum, das sie eventuell zur Führungskraft machen könnte, fehlen längst alle Mitte-links-Ambitionen. Wovon also zeugt eine Debatte, die Sahra Wagenknecht nachträglich die Schuld dafür in die Schuhe schiebt, dass es bisher nicht zu Rot-Rot-Grün kam? Sie zeugt davon, dass es ihren Urhebern nicht um die Menschen geht, die ihr Urteil über die SPD längst gesprochen haben, um die es aber gehen muss, wenn ein solches Bündnis Sinn haben soll. Und dass damit Wagenknecht oder jeder andere Recht hätte, der davon abriete.
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