Ein symbolisches Verfahren reicht nicht

Nina Böckmann über die Verfehlung der britischen Justiz bei der Aufarbeitung der blutigen Geschichte in Nordirland

  • Nina Böckmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist ein Aufsehen erregender Beschluss: Die nordirische Staatsanwaltschaft hat vergangenen Donnerstag entschieden, dass sie nach fast fünf Jahrzehnten ein Verfahren wegen zweifachen Mordes gegen einen ehemaligen britischen Soldaten anstreben wird. Das ist ein Armutszeugnis für den Umgang der britischen Politik und Justiz mit ihren massiven Verfehlungen in Irland.

Die dem Soldaten vorgeworfenen Morde ereigneten sich im Zuge des »Bloody Sunday« im Jahr 1972 im nordirischen Derry. Neben dem Angeklagten sind 18 weitere Personen verdächtig. 16 von ihnen waren zum damaligen Zeitpunkt ebenfalls britische Soldaten. Gegen sie wird jedoch kein Verfahren eröffnet. Die Beweise seien nicht ausreichend, so die nordirische Staatsanwaltschaft. Die Aufarbeitung der Geschehnisse rund um den »Bloody Sunday« ziehen sich seit 47 Jahren in die Länge und sie sind auch nach dem jüngsten Urteil unbefriedigend.

Jahrelang hielt man die Lüge, die Soldaten hätten sich lediglich gegen die Demonstrant*innen zur Wehr gesetzt, aufrecht. Erst 2010 kam ein offizieller Bericht zu dem Schluss, dass alle Opfer, insgesamt 14 Tote und 13 durch Schusswaffen Verletzte, unschuldig waren. Die Familien und Angehörigen der Opfer kritisieren das Urteil - zu Recht. Es darf nicht bei einem symbolischen Verfahren gegen einen einzelnen Soldaten bleiben. Die damaligen Verantwortungsträger*innen müssen für ihre Fehlentscheidungen, die Menschenleben kosteten, zur Verantwortung gezogen werden. Dabei muss sich die britische Justiz verpflichtet sehen, ihre Unrechtshandlungen in Irland aufzuarbeiten und den Hinterbliebenen, den Opfern sowie der irischen Bevölkerung endlich Gerechtigkeit zu bringen.

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