Tax Americana

Peter Steiniger zu Trumps Forderung nach Freifahrten durch den Suezkanal

Der Suezkanal in Ägypten ist für die globalen Lieferketten und die Kosten des Welthandels von überragender Bedeutung.
Der Suezkanal in Ägypten ist für die globalen Lieferketten und die Kosten des Welthandels von überragender Bedeutung.

Weil sein Land das mächtigste auf der Welt ist, die Greenbacks druckt und die größte Militärmacht besitzt, will US-Präsident Donald Trump alles für Nasse. Nachdem er sich Panama und den dortigen Kanal im Hinterhof vorgeknöpft hat, richtet sich sein Blick jetzt auch auf die Wasserstraße bei Suez zwischen Mittelmeer und Rotem Meer. Der Führer der sogenannten Freien Welt fordert nicht weniger als freie Passage für alle US-Kriegs- und Handelsschiffe. Imperialistische Geopolitik will Trump als Geschäft abwickeln. Das Rote Meer, das der Suezkanal als Shortcut mit dem Mittelmeer verbindet, ist vor allem für die Wirtschaft der europäischen Partner und Konkurrenten eine zentrale Lebensader. Attackiert wird diese von der Huthi-Miliz im Jemen, was die USA mit Militärschlägen auf deren Stellungen zu stoppen versuchen. Das Weiße Haus sieht deshalb einen Wettbewerbsvorteil für US-Schiffe nur als recht und billig an.

Wie im Fall Panama begründet Trump seine Forderung damit, dass der Kanal ohne die großartigen Vereinigten Staaten angeblich gar nicht existieren würden. Eine bizarre Logik, und beim Suezkanal ist das – freundlich gesagt – weit hergeholt. Bei dessen Bau und Betrieb hatten nicht die USA, sondern die klassischen Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien, ohne die es die USA gar nicht geben würde, die Hände drin. Mit ihrem Blut und Schweiß bezahlt haben aber auch dieses Bauwerk der Superlative Zehntausende einheimische Arbeiter.

Der Streit um Gebühren und die Kontrolle über den für die globalen Lieferketten und den Handel vieler Nationen bedeutsamen Wasserweg führte immer wieder zu politischen und militärischen Auseinandersetzungen. In der Suezkrise ab 1956 erhielten die Briten eine Lektion. Trump macht seine Rechnung ohne den Wirt – den ägyptischen Staat, dessen Behörden den damals nationalisierten Kanal verwalten und allen Schiffen Durchfahrt garantieren. Die für das Land lukrativen Mautgebühren richten sich nicht danach, wer am lautesten brüllten kann. Trump attackiert mit seinen Forderungen sowohl internationales Recht als auch die Souveränität und die Interessen Ägyptens. Sein Druck auf Kairo sorgt nicht für mehr Stabilität in dieser von schweren Konflikten gezeichneten Weltregion.

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