Protein für leere Rassisten-Hirne

Spendenplattform sammelt 50.000 Dollar für antifaschistischen Eier-Werfer / Mehr als eine Millionen Menschen fordern Rausschmiss von Rechtsaußensenator Fraser Annings aus australischem Parlament

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Internet hat einen neuen Helden: »Egg Boy« Will Connolly. Nach dem rechten Terror in Christchurch Neuseeland gab es betroffene Reaktionen auf der ganzen Welt und Solidarität. Wenig emphatisch reagierte Fraser Annings, Senator der Konservativen und Rechtsaußenpolitiker in Australien. Neuseeland sei quasi selbst schuld, die muslimische Einwanderung habe den rechten Terror provoziert, erklärte Annings. Dafür wurde er in der Öffentlichkeit breit kritisiert, unter anderem von Australiens Premierminister Scott Morrison.

Der 17-jährige Will Connolly beließ es nicht dabei. Bei einem öffentlichen Auftritt des Rechtsaußenpolitikers schlich er sich unauffällig an den Senator heran. Als dieser wieder abfällig in eine Täter-Opfer-Umkehr äußerte, schlug ihm Connolly am Wochenende aus nächster Nähe ein Ei an den Kopf. Daraufhin schlug Annings auf den Jugendlichen ein, mehrere seiner Begleiter und seine Sicherheitsleute brachten Connolly brutal zu Boden.

Mehrere Kameras filmten die Aktion, die Videos davon wurden zur Internetsensation. Mehrere Memes oder Poster im Internet erklärten etwa »In Egg Boy we trust«, oder erklärten Connolly im Stil des berühmten Obama-Posters schlicht zum »Helden«, in Melbourne gibt es bereits ein Wandbild der Attacke. Besonders aus der muslimischen Twitter-Community selbst gab es viel Lob für den Jugendlichen.

Twitter-Account von Connolly geschlossen

Connolly selbst erklärte zu seiner Attacke auf Twitter: »In diesem Moment war ich so stolz ein Mensch zu sein. Lasst es mich klar sagen Leute, Muslime sind nicht Terroristen und Terrorismus hat keine Religion. All jene, die Muslime als terroristische Community sehen haben leere Köpfe wie Anning«. Daraufhin schloss Twitter offenbar seinen Account. Auf einem neuen Profil echauffierte sich der 17-Jährige über Zensur und erklärte: »Danke für die Solidarität und Liebe aus der ganzen Welt«. Man dürfe nicht vergessen »wir stehen zusammen gegen Rassismus auf, in allen seinen Formen«. Eine nd-Anfrage an Connolly blieb bis Montagmittag unbeantwortet.

Welche Folgen die Attacke für Connolly haben wird ist noch unklar. Connolly wurde nach der Ei-Attacke zunächst festgenommen und später freigelassen. Die Behörden untersuchen nun die Aktion – auch das Verhalten von Annings. Geht es nach dem australischen Staranwalt Adam Houda, müsste sich der wegen des Angriffs auf einen Teenager verantworten. Houda hat angeboten Connolly umsonst zu verteidigen.

Finanzielle Hilfe für Justizkosten

Die weltweite Unterstützung für den Eierjungen ist groß. Eine Spendensammelaktion auf der Plattform GoFundMe hat bis Montagmittag deutscher Zeit rund 50.000 Dollar gesammelt. Mit dem Geld sollen Gerichts- und Justizkosten für Connolly bezahlt werden, außerdem soll das Geld in einer ironischen Referenz auch für »mehr Eier« verwendet werden. Laut dem anonymen Ersteller der Spendensammelaktion, der angibt mit Connolly in Kontakt zu sein, will dieser ein Großteil des Geldes an die Opfer des Anschlags in Christchurch spenden.

Eine Internetpetition an Australiens Premierminister Scott Morrison den Senator Annings aus dem Parlament zu werfen hat unterdessen bereits 1,2 Millionen Unterstützer. Nach australischem Recht ist das gar nicht möglich, doch derzeit wird laut australischen Medien parteiübergreifend an einer offiziellen Rüge gearbeitet. Der Rechtsaußen-Senator wiederholte am Montag seine Bemerkungen. Er verbreitet immer wieder rechte Verschwörungstheorien und hat schon in seiner Antrittsrede von einer »Endlösung« geredet.

In sozialen Medien machten Historiker darauf aufmerksam, dass der aktuelle Vorfall nicht die erste Ei-Attacke in der Geschichte Australiens war. Schon vor rund 100 Jahren gab es einen berühmten »Egg Boy« in Australien. So wurde 1917 Australiens Premierminister Billy Hughes von einem Mann mit einem Ei beworfen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.