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Stolperstein ist die theoretische Prüfung

Überdurchschnittliche Durchfallquoten bei Führerscheinprüfungen

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Durchfallquote bei Führerscheinprüfungen ist steigend. Besonders beim Autoführerschein rasseln viele durch. Nach den letzten verfügbaren Angaben des Kraftfahr-Bundesamtes (KBA) lag bundesweit die Misserfolgsquote 2017 bei der Theorieprüfung aller Pkw-Klassen bei 39 Prozent (2016 waren es 37 Prozent). Bei der praktischen Prüfung für den Pkw-Führerschein fielen 32 Prozent der Anwärter durch (2016 waren es 31 Prozent). Mit anderen Worten: 432 000 bestanden die praktische Prüfung nicht.

Die Quoten in Berlin und Brandenburg sind sogar noch schlechter. In Berlin fielen 2017 nach KBA-Angaben 44,3 Prozent der Fahrschüler durch die theoretische Prüfung - sieben Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt. Die praktische Prüfung bestanden in Berlin 36,1 Prozent nicht - vier Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt. Ähnlich, wenn auch geringfügig besser sah es in Brandenburg aus: Hier fielen 42,4 Prozent durch die theoretische und 31,4 Prozent durch die praktische Prüfung. Auch in Thüringen waren die Durchfallquoten überdurchschnittlich hoch: 42,5 Prozent bei der theoretischen und 34 Prozent bei der praktischen Prüfung.

Über die Ursachen rätseln die Fachleute. Ist womöglich der Führerschein mit 17 zu früh? Experten weisen das einmütig mit dem Hinweis zurück: 17-Jährige fallen weniger durch und fahren später sicherer.

Eine mögliche Erklärung sei, so der geschäftsführende Direktor des Brandenburger Fahrlehrerverbandes, Hendrik Schreiber, dass der Verkehr und auch die Prüfungen mit Videofragen komplexer geworden sind, was Tüv und Fahrlehrer genauso sehen. Mancher Führerscheinbewerber könnte auch an mangelnden Deutschkenntnissen gescheitert sein. Zwar gebe es die Möglichkeit, sich in einer von zwölf Fremdsprachen prüfen zu lassen, doch nicht alle Sprachen würden abgedeckt.

Der ADAC nennt als eine Ursache den Stress, den junge Menschen heute ausgesetzt seien. Zwischen Turbo-Abitur, Arbeit, Wechsel des Jobs und Freizeitstress könne die Fahrschule manchmal zu kurz kommen. Doch einen Führerschein macht man nicht nebenbei. Auch die zunehmende Nutzung von günstigen Online-Fahrschulangeboten seien ein Grund.

Die Prüfung selbst sei nicht schwieriger geworden, betont Vincenzo Lucà, Sprecher des Tüv Süd. Er glaubt, dass die hohe Durchfallquote etwas mit Zeitdruck zu tun habe. »Ein Führerschein kostet Geld. Man versucht, früh an den Schein zu kommen. Denn mit mindestens 1800 bis 2200 Euro im Schnitt ist der Autoführerschein schon im ersten Anlauf ein teures Vergnügen. Für Durchfaller kommen Kosten für weitere Fahrstunden und für eine erneute Prüfungsgebühr hinzu.«

Die Verkehrspsychologin Claudia Happe meint: »Fahrschüler bräuchten mehr Schulung und die Fahrlehrer häufig andere pädagogische und vielleicht auch psychologische Fertigkeiten als früher.« Sie geht einem anderen Verdacht nach: »Ein wichtiger Aspekt könnte sein, dass das digitale Interesse ausgeprägter zu sein scheint als das Interesse für das Verkehrsgeschehen.« Früher schauten Jugendliche als Beifahrer raus, heute schauen sie auf das Smartphone. Dadurch gehe der Bezug zum Verkehr verloren.

Was bleibt zu tun? Der ADAC empfiehlt vor der ersten Fahrstunde einen genauen Fahrschulvergleich. »Die billigsten Anbieter sind nur selten auch fachlich gute Fahrschulen.« Er rät von Crash- und Ferienkursen ab. Das Erlernte müsse Zeit haben, sich zu festigen. Künftige Führerscheinanwärter sollten auch mehr auf den Verkehr achten, wenn sie als Beifahrer mit den Eltern unterwegs sind, statt sich dem Smartphone zu widmen. In solchen Situationen mal ein aktiver Beifahrer sein - das bringt viel. dpa/nd

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