Werbung

Immer mehr Krankentage wegen psychischer Leiden

Beschäftigte konnten 2017 an 107 Millionen Tagen nicht zur Arbeit / Verdoppelung in den vergangenen zehn Jahren

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Anzahl der Krankentage wegen psychischer Probleme hat sich einem Zeitungsbericht zufolge in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Sie stieg von rund 48 Millionen im Jahr 2007 auf 107 Millionen im Jahr 2017, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der LINKEN meldeten.

Männer kamen dem Bericht zufolge auf eine deutlich höhere Zahl an psychisch bedingten Krankheitstagen als Frauen, ältere Beschäftigte meldeten sich häufiger krank als jüngere. Die meisten Krankentage aus psychischen Gründen hätten 2017 Männer zwischen 60 und 65 Jahren (434 Ausfalltage auf 100 Versicherte) verzeichnet, die wenigsten Frauen zwischen 15 und 20 Jahren (21 Ausfalltage auf 100 Versicherte). Laut Funke-Zeitungen stieg zwischen 2007 und 2017 auch die Anzahl der Renteneintritte wegen verminderter Erwerbsfähigkeit aufgrund psychischer Störungen von rund 53.900 auf mehr als 71.300.

Die Zahlen basieren dem Bericht zufolge auf Sozialversicherungsdaten und Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Daten für 2018 liegen demnach noch nicht vor.

Die Bundesregierung sehe bei der Bekämpfung der Stressfaktoren in erster Linie die Unternehmen in der Pflicht: Gegen psychische Belastungen würden keine neuen Arbeitsschutzregeln helfen, erklärte das Arbeitsministerium dem Bericht zufolge. »Ziel muss es vielmehr sein, Betriebe und Beschäftigte zu befähigen, das vorhandene Arbeitsschutzinstrumentarium, insbesondere die Gefährdungsbeurteilung, zu nutzen, um Gesundheitsrisiken durch psychische Belastungen frühzeitig erkennen und durch eine menschengerechte Arbeitsgestaltung verhindern zu können.«

Die arbeitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Jutta Krellmann, kritisierte, diese Haltung grenze an »vorsätzliches Staatsversagen«. Viele Arbeitgeber würden auf Verschleiß fahren, Beschäftigte würden über ihre Belastungsgrenze getrieben, erklärte Krellmann. Auch der ökonomische Schaden werde immer größer. Die Linkspartei forderte eine staatliche Anti-Stress-Verordnung und flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.