- Politik
- Polizeiliche Kriminalstatistik
Erneut weniger Kriminalität in Deutschland erfasst
Über 5 Millionen Straftaten erfasst / Unabhängiges Expertengremium gefordert
Berlin. Die Polizei in Deutschland hat 2018 erneut weniger Delikte erfasst als in den Vorjahren. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) an diesem Dienstag in Berlin vorstellt.
Die Tendenz hatte der Minister bereits im März bekannt gegeben. Nach einem Bericht der »Welt« vom Dienstag registrierte die Polizei 5,55 Millionen Straftaten, was gegenüber dem Jahr 2017 eine Abnahme um 3,6 Prozent bedeutet. Die Zahl der Tatverdächtigen sank laut »Welt« um 2,9 Prozent auf 2,05 Millionen.
Bereits die Statistik 2017 (5,76 Millionen Straftaten, minus 9,6 Prozent) hatte einen Tiefstand verzeichnet. Das Innenministerium hatte den niedrigsten Stand seit 1992 vermeldet.
Diese Zahlen lassen aber keine klaren Rückschlüsse auf die tatsächliche Kriminalitätsbelastung zu, weil unklar ist, wie viele Delikte gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden. Um dieses »Dunkelfeld« auszuleuchten, will Seehofer dieses Jahr auch Ergebnisse einer Untersuchung vorstellen, bei der es darum geht, wie häufig Bürger Opfer von Straftaten werden, wie sicher sie sich fühlen und wie sie die Arbeit von Polizei und Justiz bewerten.
Mehr als die Hälfte (57,7 Prozent) der Straftaten wurden dem Bericht zufolge aufgeklärt. Diese Aufklärungsquote ist allerdings wenig aussagekräftig, weil nach Angaben des Bundeskriminalamts die 2018 gemeldeten Delikte zu den im gleichen Jahr aufgeklärten Fällen in Bezug gesetzt werden. Diese beiden Gruppen sind allerdings nicht deckungsgleich. Falls in einem Jahr mehr Verbrechen aufgeklärt als gemeldet werden, wären damit theoretisch sogar eine Aufklärungsquoten von mehr als 100 Prozent denkbar.
Ungefähr ein Drittel der gemeldeten Straftaten entfiel laut »Welt« auf Diebstahlsdelikte. So wurden weniger Diebstähle von Kraftfahrzeugen (minus 9,1 Prozent) und Fahrrädern (minus 2,7 Prozent) angezeigt. Auch der gemeldete Taschendiebstahl nahm um 18,2 Prozent ab. Beim Ladendiebstahl gab es einen Rückgang um 4,1 Prozent.
Die Zahl gemeldeter Wohnungseinbrüche sank laut »Welt« auf einen historischen Tiefstand (minus 16,3 Prozent). Deutlich zugenommen hat demgegenüber die den Behörden bekannte Verbreitung pornografischer Schriften, um 13,6 Prozent. Erneut wurden auch mehr Rauschgiftdelikte registriert.
Beim Delikt »Widerstand gegen Staatsgewalt«, etwa gegen Polizeivollzugsbeamte und Vollstreckungsbeamte, gab es dem Bericht zufolge sogar eine Zunahme um 39,9 Prozent. Allerdings muss man berücksichtigen, dass im Mai 2017 neue Straftatbestände geschaffen wurden und sich die Zahl deshalb mit der Zeit davor nur sehr eingeschränkt vergleichen lässt.
Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Sebastian Fiedler, betonte gegenüber »Welt«, dass die Kriminalstatistik die tatsächliche Kriminalitätsbelastung nur eingeschränkt wiedergebe. Stattdessen forderte er »periodische Sicherheitsberichte«, die künftig durch ein unabhängiges Expertengremium erarbeitet und alle zwei Jahre vorgestellt werden sollten. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.