Nicht korrupt

Arbeiterkind und Antirassistin, Staatsanwältin und Lesbe: Die progressive Demokratin Lori Lightfood ist neue Bürgermeisterin von Chicago und will gegen Korruption vorgehen

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

»Etwas anders« sei sie, sagte Lori Lightfoot über sich in ihrer Siegesrede. Und das ist die neue Bürgermeisterin der Millionenmetropole Chicago in mehrerer Hinsicht. Die progressive Demokratin gewann gegen das zentristische Parteiestablishment, das die Stadt seit Jahrzehnten mit seiner »politischen Maschine« kontrolliert.

Lightfoot ist eine Außenseiterin, obwohl sie bereits politische Ämter in der Stadt innehatte. Die Tochter eines Fabrikarbeiters hatte sich in der Schule als Klassensprecherin und als politische Aktivistin nach oben gearbeitet. Während sie sich mit sieben Nebenjobs ihr Politik- und Jurastudium finanzierte, engagierte sie sich gegen Rassismus.

Als Anwältin verteidigte sie auch Afroamerikaner. Ein Grund dafür: die Ermordung eines Familienangehörigen durch ein Mitglied des Ku-Klux-Clan in den 20er Jahren. Anschließend arbeitete sie für die Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat Illinois, wo sie auch an einer FBI-Ermittlung wegen Korruption in Chicago teilnahm.

Auch später arbeitete sie immer wieder zum Thema, leitete ab 2002 für zwei Jahre eine Polizeiaufsichtsbehörde, ab 2015 wurde sie Präsidentin des Chicago Police Board. Unter ihrer Leitung feuerte die Aufsichtsbehörde nach Missbrauchsvorwürfen mehr Polizisten als unter ihrem 19 Jahre lang amtierenden Vorgänger. Als Polizeireformerin und Anti-Korruptionsermittlerin zog sie den Zorn des demokratischen Establishments von Chicago auf sich.

Deshalb konnte sich die 56-Jährige glaubhaft als Kämpferin gegen die Korruption in der Stadt darstellen. Gleichzeitig wurde sie von linken schwarzen Aktivisten als zu nachgiebig gegenüber rassistischer Polizeigewalt kritisiert. Sie setzte sich in den Vorwahlen gegen 13 andere Kandidaten durch und gewann die Stichwahl mit 74 Prozent. Der »Etwas-anders«-Kommentar kann auch als späte Genugtuung der ersten lesbischen Bürgermeisterin Chicagos gelesen werden: Im Wahlkampf waren vor den sozial eher konservativen schwarzen Kirchengemeinden in der Stadt Flyer verteilt wurden, die ihre Homosexualität verurteilten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -