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- Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung
Aussteigerinnen fordern Sexkaufverbot
Beim Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung in Mainz berichteten sie über ihre Erlebnisse und verabschieden eine Erklärung
Federführend waren die drei Hilfsorganisation Solwodi (Solidarity for Women in Distress, deutsch: Solidarität für Frauen in Not), Cap International (Coalition for the Abolition of Prostitution, deutsch: Koalition für die Abschaffung von Prostitution), sowie der Mainzer Verein Armut und Gesundheit, die auch den Weltkongress organisierten. Die Unterzeichner*innen argumentierten, es handele sich um »sexuelle und sexistische Gewalt«, wenn ein Körper basierend auf finanziellen Einschränkungen für Sex verkauft werde.
Das unterstrich auch Marie Merklinger. Sie wurde nach eigenen Angaben als Anfang-40-Jährige freiwillig als Sexarbeiterin tätig – aus finanzieller Not. »Auch wenn Geld gezahlt wird: Wenn eine Frau den Sex nicht will, ist es Vergewaltigung«, sagte sie auf dem Kongress. Nach Angaben der Veranstalterin kamen zu dem 370 Besucher*innen. Der Einblick in die Szene sowie der Umgang mit den jüngeren Frauen habe sie dazu bewegt, sich dagegen zu erheben und auszusteigen. Ihre Erfahrungen bringen Merklinger zum allgemeinen Schluss: »Es bleibt unangenehm und etwas, das Frauen nicht möchten.« Es gebe einen inneren Widerstand, meinte sie. Und der lasse sich auch durch Bezahlung nicht beseitigen.
Merklinger und andere Aussteigerinnen nennen sich Überlebende. »Die Frauen sterben seelisch oder auch an Gewalt, Drogen, Alkohol«, sagte Mitaussteigerin Sandra Norak. Als ein Stillhalten, als Unterdrückung von Ekel und Schmerz, beschrieb sie Sex. In einem Flatrate-Bordell habe sie bis zu 500 »Käufer« in vier Wochen gehabt. »Es ist immer zerstörerisch und ändert nichts daran, dass man zum Objekt degradiert wird«, betonte sie.
Sie selbst sei durch die Loverboy-Methode in die Prostitution gekommen, erklärt sie. Aufgewachsen in schwierigen Familienverhältnissen sowie mit einer psychisch kranken Mutter geriet sie an die falschen Menschen – und für sechs Jahre in die Prostitution. »Es kann jede Frau und jedes Mädchen treffen«, sagte sie. Auch Ingeborg Kraus, Fachtherapeutin für Psychotraumatologie, sprach von einem »System der Gewalt und asymmetrischen Machtverhältnissen«, in dem Frauen keine Selbstbestimmung hätten.
Dieser Darstellung widersprechen Befürworter von Prostitution. Der Verein Dona Carmen etwa tritt für Prostitution aus und kritisierte selbst die Kondompflicht im Zuge des Prostituiertenschutzgesetztes 2017 als »Repression«. In einer Stellungnahme teilte der Verein mit: »Die verschwörungstheoretische Vorstellung, ein ganzer Wirtschaftszweig beruhe darauf, dass Frauen von Dritten zur Prostitution «verführt oder verleitet» würden, erklärt die betroffenen Sexarbeiter/innen für dumm, einfältig und lediglich beschränkt einsichts- und geschäftsfähig.«
Die Aussteigerinnen als Überlebende zu bezeichnen sowie einen »Marsch der Überlebenden« zu organisieren, sei eine Verhöhnung jüdischer Opfer des Nationalsozialismus. Zum Holocaustgedenktag am 27. Januar findet jährlich der »Marsch der Lebenden« statt. Als »Marsch der Überlebenden« hatten die Organisator*innen ihren Protestzug mit 90 Teilnehmer*innen durch Mainz zum Auftakt des Weltkongresses bezeichnet.
In der Mainzer Erklärung forderten die Unterzeichner*innen darüber hinaus, Opfern von Prostitution und Menschenschmuggel, die in staatlich lizenzierten Bordellen ausgebeutet worden seien, eine finanzielle Kompensation zu zahlen. Kritiker*innen bezeichnen Deutschland wegen der liberalen Gesetze als Drehscheibe des Menschenschmuggels. Ausländische Opfer sollten zudem ein Bleiberecht erhalten, hieß es weiter. Dass das noch nicht der Fall sei, bezeichnete Aussteigerin Merklinger als Skandal. »Die Frauen werden kaputtgefickt und dann weggeschmissen«, sagte sie.
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