- Kommentare
- Jair Bolsonaro
Jair Bolsonaro empört Israelis
Niklas Franzen über den Geschichtsrevisionismus von Brasiliens Präsident
Eigentlich steht ihm Israel nahe: Auftritte mit Premier Benjamin Netanjahu, seine Nähe zu den pro-zionistischen evangelikalen Kirchen, Hetze gegen Palästinenser*innen. Nun sorgt Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro mit einer Aussage über den Holocaust für Empörung in Israel. »Wir können vergeben, aber nicht vergessen«, erklärte er vor evangelikalen Pastoren in Rio. Dass Bolsonaro sich anmaßt, für die Opfer der Shoah zu sprechen, löste heftige Reaktionen aus. Israels Präsident Reuven Rivlin schrieb auf Twitter: »Wir werden niemals vergeben und niemals vergessen.« Die Gedenkstätte Yad Vashem erklärte: »Niemand hat das Recht zu entscheiden, ob die schrecklichen Verbrechen des Holocaust vergeben werden können.«
Ein Ausrutscher von Bolsonaro? Nein, sein Geschichtsrevisionismus hat System. Bei einem Besuch in Israel bestätigte er die These seines Außenministers, dass der Nationalsozialismus eine »linke Bewegung« gewesen sei. Und der ultrarechte Politiker schreibt auch die brasilianische Vergangenheit ungeniert um: So habe es 1964 keinen Militärputsch gegeben, die Folterknechte seien Helden. Die Umdeutung der Vergangenheit wird immer mehr zu einer Strategie seiner Regierung. Das Ziel: die Verantwortung für Verbrechen von sich zu weisen, um damit ein neues Kapitel von Verfolgung, Diskriminierung und Unterdrückung aufschlagen zu können.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.