Erfolg für uns alle

Für Johanna Treblin ist Böhmermanns Klage ein Sieg für die Kunstfreiheit

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

Man könnte leicht verwundert den Kopf schütteln, darauf verweisen, dass das alles jetzt doch schon über drei Jahre her ist. Und was will dieser Jan Böhmermann mit seiner Klage gegen Kanzlerin Angela Merkel eigentlich? Es war im März 2016, dass Merkel sagte, sein Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten sei »bewusst verletzend« gewesen. Kurz darauf gab sie zu, sich im Ton vergriffen zu haben.

Die Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft gegen den Satiriker einleitete, wurden wieder eingestellt. Damit ist doch alles gut? Nein, ist es nicht. Merkel ist schließlich nicht irgendjemand, sondern Kanzlerin, die wichtigste Frau im Staat. Als solche muss sie sich, wenn überhaupt, dann hinter die Kunstfreiheit in diesem Land stellen. Noch besser aber wäre es gewesen, gar keine Wertung abzugeben und abzuwarten, wie die Strafverfolgungsbehörden entscheiden.

Für Böhmermann war das Schmähgedicht ein Erfolg auf aller Linie. Er zehrt noch heute in seiner Sendung davon. Aber es ist auch ein Erfolg für uns alle. Den Paragraf zur Präsidentenbeleidigung gibt es, dem Satiriker sei Dank, nicht mehr. Und seine Klage wird dazu beitragen, dass es sich Politiker zweimal überlegen werden, die Kunstfreiheit öffentlich anzugreifen. Der Klage wurde nur abgewiesen, weil eine Wiederholung der Bemerkung unwahrscheinlich sei. Verloren hat Böhmermann sie nicht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.