Klimawandel hautnah

Extremwetterlagen zwingen Politik und Zivilgesellschaft zu handeln

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

In Berlin und Brandenburg ist es staubtrocken. Im April dieses Jahres gab es deutlich weniger Niederschlag als im Vorjahresmonat. An dieser Stelle sei daran erinnert, welch heißer Dürresommer 2018 folgen sollte. Ob uns solch ein Wetterphänomen auch dieses Jahr wieder blüht, bleibt abzuwarten.

Fest steht, dass in den Wäldern der Region schon jetzt die höchste Warnstufe für Waldbrände gilt. Südlich von Nassenheide bei Oranienburg standen am Ostermontag rund 2,5 Hektar Mischwald in Flammen. Zeitweise waren über 100 Feuerwehrleute im Einsatz, um den Brand zu löschen. Die Ursache für das ausgebrochene Feuer ist nach wie vor unklar und derzeit Ermittlungsgegenstand der Kriminalpolizei.

Das Rauchen und Grillen ist in den Brandenburger Wäldern schon seit mehreren Wochen streng verboten. Ob nicht aber doch - wie leider sehr häufig - eine achtlos weggeworfene Kippe die Brandursache gewesen sein könnte, wird sich zeigen. In der vergangenen Woche nahm sich der Berliner Bezirk Mitte ein Beispiel an Brandenburg und untersagte das bei sommerlichen Temperaturen äußerst beliebte Grillen im Monbijoupark. Die Anordnung gilt bis auf Weiteres, die Durchsetzung wird vom Ordnungsamt mit Argusaugen überwacht. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat unterdessen alle seine Bewohner aufgerufen, zu Kannen und Eimern zu greifen und dürstende Straßenbäume und Pflanzen zu gießen. Die Naturschutzorganisation BUND ruft gleich alle Berlinerinnen und Berliner dazu auf, das sie umgebende Stadtgrün aus eigener Initiative mit Wasser zu versorgen.

Dass extreme Wetterlagen wie Dürre und Starkregenfälle auch in unserer Region zunehmen, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Klimawandel ist weder bloße Wissenschaftstheorie noch Problem weit entfernter Erdteile, sondern auch hierzulande Realität. Dieser Umstand erfordert von der Politik wie von der Zivilgesellschaft gleichermaßen Handeln. Grillverbote in Wäldern und Parks sind angesichts der Wetterbedingungen keine Schikane, sondern im Sinne der Gefahrenabwehr notwendig. Aufrufe zum öffentlichen Gießen der hauptstädtischen Straßenbepflanzung sind gut. Noch besser wäre mehr Geld für die Sanierung und den Unterhalt der für Berlin so wichtigen Parkanlagen. Forderungen wie die der Grünen-Fraktion, die bezirklichen Grünflächenämter finanziell und personell zu stärken und das Budget für die Baumpflege von jetzt 40 auf 80 Euro pro Pflanze zu verdoppeln, scheinen angesichts der frühlingshaften Trockenheit ebenso selbsterklärend wie der geforderte Sommerdienst, der sich während der Hitzeperioden um die Bewässerung kümmern soll.

Berlin kann sich zudem glücklich schätzen, ein kommunales Wasserwerk zu haben, das die Trinkwasserversorgung in Dürrezeiten sicherstellt und dank guter Wirtschaftsdaten in die Infrastruktur der Zukunft investieren kann. Privatisierungsideen wie in der Vergangenheit gehören endgültig ad acta gelegt.

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