Wo Nazis noch wie Nazis aussehen

Die Nazipartei »Der Dritte Weg« mobilisiert am 1. Mai nach Plauen

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

Transparente säumen den Wartburgplatz. Blumen, Sonnen und Regenbögen zieren die Sprüche: »Plauen ist bunt« und »Flüchtlinge sind Menschen« ist dort zu lesen. Es ist ein schöner Platz, umringt von Villen und in einem Viertel, das als bürgerlich gilt. Am 1. Mai wird hier alles dunkelgrün werden. Das ist die Farbe der Nazipartei »Der Dritte Weg«. Unter dem Slogan »Soziale Gerechtigkeit statt kriminelle Ausländer« haben die Rechtsradikalen eine Demonstration angekündigt. 300 Teilnehmer werden erwartet. Kommen werden deutlich mehr, schätzt der Grünen-Politiker Jürgen Kasek. Wie bei den letzten Demonstrationen durch Plauen. 2016 kamen 800 Menschen. »Nationaler Sozialismus jetzt«, skandierten die Nazis damals und zogen marodierend durch die Stadt im sächsischen Vogtland. Es kam zu mehreren Verletzten, der Wasserwerfereinsatz der Polizei verhinderte Schlimmeres.

»Der Dritte Weg« hat sich in den letzten Jahren in Plauen breit gemacht. Die Kaderpartei ging aus dem freien Netz Süd hervor. Sie verstehen sich als nationale Sozialisten, bieten Hilfe für sozial Benachteiligte: Kleiderspenden werden gesammelt, allerdings nur für Deutsche. Die Partei brüstet sich auf ihrer Website damit, Grünanlagen und Waldflächen von Müll und Abfall unachtsamer Mitmenschen zu befreien. Gleichzeitig fällt »Der Dritte Weg« durch massive Einschüchterungen politischer Gegner auf. Die Aktivisten sind rechts und antikapitalistisch. Als Ursache von Armut und sozialen Missständen werden vor allem das Weltfinanzsystem und »ausländische Fremdarbeiter« benannt.

Viel wird über die »Neue Rechte« diskutiert. Über Nazis mit Hemdkragen, die lieber von kulturellen Eigenarten statt von Rassen reden. Beim »Dritten Weg« gebärden sich dagegen Nazis noch wie echte Nazis, inklusive aller Klischees. Bei den sächsischen Kommunalwahlen tritt »Der Dritte Weg« an. Eigentlich ist er nur unfreiwillig zur Partei geworden. Das bayerische Innenministerium verbot das »Freie Netz Süd«, eine der Vorgängerorganisationen. Die Aktivisten kamen nach Plauen. Und als Partei sind sie schwerer zu verbieten, erzählt Kasek. Die Demonstration am 1. Mai ist kurz vor den Wahlen auch als Machtdemonstration des »Dritten Weges« zu verstehen, schreibt das Aktionsnetzwerk »Leipzig nimmt Platz«.

Schon vor der Demonstration riefen linke autonome Gruppen zu dezentralen Aktionen auf. Das Parteibüro wurde in der Folge angegriffen. Am Mittwoch sind zahlreiche Gegenaktionen geplant. Das autonome Spektrum mobilisiert unter dem Motto »Nie wieder« zum Bahnhof Plauen. Es wird ein kleines Musikfestival geben, organisiert von der Gruppe »Colorido«. Darüber hinaus haben Kirchen, LINKE und Grüne, der DGB und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Aktionen und Kundgebungen gegen den »Dritten Weg« angekündigt.

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