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Naturschutzorganisation WWF präsentiert sich als Klimaretter
Die Digitalkonferenz Republica gibt dem WWF viel Platz, um sein Image zu polieren
In einer großen alten Fabrikhalle am Gleisdreieck in Berlin präsentieren sich zahlreiche Medien sowie staatliche und nicht staatliche Organisationen, die zum Thema Digitalisierung arbeiten. Die Konferenz Republica findet zum 13. Mal statt. Ursprünglich zog die jährlich stattfindende Konferenz vor allem internetaffine Menschen an, doch im Laufe der Zeit ist sie gewachsen. Mittlerweile hat sie den Anspruch, auch Menschen anzusprechen, die keine Hacker*innen sind oder keinen eigenen Blog betreiben.
Neu in diesem Jahr ist, dass der Klimawandel als ein zentrales Thema aufgenommen wurde. Zudem gibt es mehrere Veranstaltungen, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Einer der Akteure, der in diesem Bereich auffällt, ist die Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF). Aktuell hat er durch den Vorwurf mit Parkschützern kooperiert zu haben, die Menschenrechte verletzten und Einwohner*innen von Naturparks mit Gewalt vertrieben, mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam gemacht.
Der WWF ist mit einem Stand vertreten, der die Verschmutzung der Meere mit einem kleinen Tunnel darstellt. Die Besucher*innen können durch einen kleinen Kanal laufen, der aus blau angemalten Holzwänden gebaut wurde. Im Hintergrund läuft Meeresrauschen durch eine Audioanlage, von der Decke hängen Plastikflaschen nach unten. An den Wänden sind Fischernetze, Plastikmüll und Fakten: In Deutschland werden jedes Jahr 220 Kilo Plastik pro Person verbraucht. Die Bundesrepublik ist damit Spitzenreiterin in der Europäischen Union.
Coca-Cola für mehr Nachhaltigkeit gewinnen
Auch auf drei Podien der Republica sind Vertreter*innen des WWF. Bei einer Veranstaltung am Dienstagabend übernimmt Marco Vollmar aus der Geschäftsführung des WWF Deutschland die Moderation. Seine Diskussionspartner sind Heike Vesper, Leiterin des deutschen Meeresprogramms des WWF und Christoph Ebbing, Ministerialdirigent des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Dass keine große Debatte aufkommt, wenn die Moderation und Diskussion von ein und derselben Organisation besetzt werden, überrascht nicht. Vesper versucht, sich mit der Forderung nach mehr regulierenden Gesetzen von Epping abzugrenzen. Allerdings will auch sie keine strikten Verbote für die freie Wirtschaft.
Die freie Journalistin Kathrin Hartmann, die durch das 2018 erschienene Buch »Die grüne Lüge: Weltrettung als profitables Geschäftsmodell« bekannt geworden ist, kritisiert, dass dem WWF auf der Republica viel Raum gegeben wird. »Der WWF ist Teil des Systems und in keinster Weise systemkritisch, weil er mit großen Unternehmen zusammenarbeitet«, so Hartmann gegenüber dem »nd«. Auf die Frage, warum der WWF an runden Tischen zum Thema Nachhaltigkeit überhaupt mit Konzernen wie Coca-Cola rede, sagt Vesper zum »nd«: »Man muss sich auch mit denen beschäftigen, die schlecht sind. « Gleichzeitig wolle der WWF aber kein Greenwashing betreiben.
Auch ein Workshop des WWF zum Plastikverbrauch wird von einer Teilnehmerin, die anonym bleiben will, kritisiert. »Ich habe mich vorher schon mit diesem Thema beschäftigt und bei dem Workshop nichts Neues erfahren«, berichtet sie. Auf die Frage, wie der WWF mit den Vorwürfen der Menschenrechtsverletzungen in seinen Projekten umgeht, erklärt Marco Vollmar dem »nd«, dass der WWF Deutschland den Gutachter Markus Löning eingesetzt habe, um die Vorwürfe zu prüfen. Löning ist der ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte. »Er sollte prüfen, inwiefern der WWF Deutschland Menschenrechtsstandards in seinen Projektgebieten berücksichtigt, sowohl bei der Konzeption der Projekte, als auch bei der Umsetzung«, so Vollmar.
Der WWF will besser werden
Der Bericht ist online einzusehen und kommt zu dem Ergebnis, dass der WWF nicht in all seinen Projekten die Einhaltung von Menschenrechtsstandards ausreichen überprüft. Vollmar sagt, der Bericht stelle fest, »dass der WWF eigene Menschenrechtsstandards hat und umsetzt, sie auch zum Teil von öffentlichen Geldgebern übernommen hat. Doch nicht immer werden die auch systematisch genug eingesetzt.« In der Zentralafrikanischen Republik habe der WWF ein Menschenrechtszentrum eingerichtet, doch das sei nicht allen Projekten der Fall gewesen. »Hier müssen und werden wir besser werden«, so Vollmar.
Ein Grund für die Menschenrechtsverletzungen könnten laut Vollmar zu wenige Mittel sein, die zur Verfügung stehen. Als weiteren Grund nennt er »die Konflikt- und Krisenregionen, wie dem Kongobecken, in welchen der WWF Projekte umsetzt«. So sei es in Regionen, in welchen der Staat nicht in der Lage ist, geltendes Recht durchzusetzen und ein allgemeines Klima der Gewalt und Straflosigkeit herrsche, sehr schwierig, die Einhaltung der Menschenrechte zu gewährleisten. Den Vorwurf, der WWF setze den Naturschutz über Menschenrechte, weist Vollmar jedoch zurück: »Die Einhaltung der Menschenrechte ist Grundlage aller Naturschutzmaßnahmen«, sagt Vollmar.
Auf der Republica hat der WWF den ihm zur Verfügung gestellten Raum gut genutzt, um sein Image zu polieren. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Maßnahmen die Naturschutzorganisation einsetzen wird, um künftig eine bessere Kontrolle der Menschenrechte in ihren Projekten zu gewährleisten. Vielleicht hat in dieser Frage Coca-Cola beim nächsten Runden Tisch zum Thema Nachhaltigkeit eine gute Idee für den WWF parat.
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