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Die Zukunft liegt auf dem Dach
Eine neues Zentrum soll aufzeigen, wie groß das Photovoltaik-Potenzial in Berlin ist
»1996 haben wir das erste Mal einen Antrag für eine Beratungsstelle für Solarenergie in Berlin gestellt. Das wurde damals abgelehnt«, erzählt Uwe Hartmann. Er ist Leiter des neu eröffneten SolarZentrums in der Fasanenstraße in der Nähe des Berliner Bahnhofs Zoologischer Garten. Er ist froh, dass nun endlich die Möglichkeit besteht, Interessierte umfassend über die Möglichkeiten der Solar- und Stromspeichertechnik zu beraten. »Heute wird die Beratung auf sichere finanzielle Füße gestellt«, sagt Hartmann bei der Eröffnung des Beratungszentrums am Mittwoch.
Senat, Bezirke, Wohnungsbaugenossenschaften, Eigenheimbesitzer und Mieter - das Beratungsangebot der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie wird umfassend sein. Berliner können zusammen mit Beratern mittels Computersimulation Solar-Dachflächen planen und den zukünftigen Ertrag berechnen. Außerdem können sie sich mit Hilfe einer Wärmebildkamera Infrarotaufnahmen von ihrem Haus anfertigen lassen, um den Wärmeverlust zu ermitteln. »Die Erstberatung ist kostenlos«, bekräftigt Uwe Hartmann. Ein Angebot, das durch Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe möglich geworden ist. Drei Jahre sei die Finanzierung gesichert, so Hartmann.
Insgesamt 2400 Hektar Dachfläche, das entspricht rund 3600 Fußballfeldern, sind in Berlin für die Aufstellung von Photovoltaik-Anlagen geeignet. Hinzu kämen weitere Flächen wie beispielsweise Häuserfassaden. Um diese Potenziale zu heben, will Rot-Rot-Grün einen Masterplan Solarcity erstellen.
Um die Energiewende voranzutreiben, soll der Plan gemeinsam mit den für diesen Bereich wichtigen Akteuren geschaffen werden. Bis zum Sommer dieses Jahres soll der Plan stehen. Dieser soll kurz-, mittel- und langfristige Ziele zum Ausbau der solaren Energieversorgung enthalten. mkr
Beim Ausbau der Solarenergie in Berlin steht der Senat indes am Anfang. 110 Megawatt Photovoltaik sind derzeit in Berlin installiert. Das ist deutlich weniger, als das Berliner Erdgaskraftwerk Klingenberg in Rummelsburg an Energie produziert. Zum Vergleich: Ein typisches Atomkraftwerk produziert rund 1300 Megawatt. Doch das Potenzial für Solarenergie ist auch in der dicht besiedelten Mieterstadt Berlin vorhanden. So hat die Hochschule für Technik und Wirtschaft ausgerechnet, dass auf Berliner Dachflächen ein solares Leistungsvermögen von rund vier bis fünf Gigawatt (GW) schlummert - das ist knapp das 50-Fache des momentanen Ausbaus. Dabei erweitern sich die technischen Möglichkeiten derzeit deutlich: solare Dachziegel, solaraktive Fassadensysteme und immer günstigere Lithium-Ionen-Speicher.
Mit dem »Masterplan Solarcity« (siehe Kasten) will der Senat die Möglichkeiten für einen stärkeren Ausbau der Solarenergie in Berlin sondieren. Bis Mitte des Jahres berät eine 30-köpfige Expertenkommission den Senat, wie mehr Solar auf die Dächer kommen kann. Staatssekretär Christian Rickerts stellte am Mittwoch klar: »Unter ein Prozent der Berliner Dächer sind mit Solar belegt. Das ist aus meiner Sicht viel zu wenig.« Die Ziele des Senats sind hingegen weitgehend: Bis 2050 soll Berlin klimaneutral werden und sämtliche benötigte Energie eigenständig und erneuerbar erzeugt werden.
»Wir sind teilweise auf einem guten Weg«, sagt Uwe Hartmann. Er beklagt aber, dass beispielsweise die Bauämter der Bezirke beim Einbau von Photovoltaik-Anlagen teilweise »überfordert« seien. Allerdings gibt es auch Bezirke - beispielsweise Mitte -, die momentan bezirkseigene Dachflächen erfassen, um diese den Berliner Stadtwerken für die Installation von Solaranlagen zur Verfügung zu stellen.
Anfang April kam heraus, dass Photovoltaik bei der Berliner Schulbauoffensive nicht inbegriffen ist. In einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Georg Kössler und Stefan Taschner heißt es: »In der Vergangenheit haben sich Energiekonzepte mit Solarthermie- und Photovoltaik-Anlagen als nicht wirtschaftlich dargestellt.« Allerdings seien »bei Neubauten mindestens die baulichen Vorrüstungen für eine eventuell spätere Errichtung von Photovoltaik-Anlagen vorzuhalten«, so der Senat weiter. Immerhin: Bei einigen der derzeit im Bau befindlichen Schulen werde Erd- oder Luftwärme genutzt.
Auch die Ansprache von privaten Eigentümern von Mehrfamilienhäusern sei »sehr mühselig«, erklärt Hartmann, so dass man sich derzeit mit der Werbung für Solaranlagen auf die landeseigenen Wohnungsgesellschaften und große Wohnungsgenossenschaften beschränke. Doch auch Mieter in Mehrfamilienhäusern, die nicht auf die Politik warten wollen, können etwas für die Energiewende tun: Mit Hilfe sogenannter Balkonmodule, die sie nur in die Steckdose stecken, können Mieter selbst Solarstrom erzeugen, heißt es. Ein solches Modul ist auch im SolarZentrum zu sehen.
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