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Handball in Echtzeit
Die Bundesliga investiert viel Geld in eine neue Technik, die Daten der Spieler direkt zur Verfügung stellt
Wer ist der Schnellste? Wer springt am höchsten? Wer wirft am härtesten? Die Handball-Bundesliga (HBL) will es künftig ganz genau wissen. Eine neue Technologie der Echtzeit-Datenerfassung soll den Sport ab der kommenden Saison attraktiver machen. Die Millioneninvestition könnte für andere Profiligen beispielgebend sein. »Wir sind die erste Liga, die diese Technik flächendeckend einsetzt und systematisch für alle Bundesligisten nutzbar macht«, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Neben dem unbestrittenen Mehrwert für Teams und Trainer sollen Fans, Medien und Sponsoren zusätzliche »faszinierende Blickwinkel« eröffnet und »neue Erlebniswelten und innovative Angebote« geschaffen werden.
Die Technologie von Kinexon, bislang vor allem von Klubs in der nordamerikanischen Basketballprofiliga NBA eingesetzt, erinnert an das »Big-Brother-Prinzip«: Die Profis der 18 Bundesligisten werden ab Sommer bei den Ligaspielen mittels kleinen Chipkarten in Trikot und Ball auf Schritt und Tritt bis in den letzten Winkel des Spielfeldes verfolgt. Durch je 14 kleine W-Lan-Router pro Spielstätte werden die Daten in Sekundenbruchteilen zusammengefügt und abrufbar gemacht - und die Handballer so zu gläsernen Sportlern. »Ich gehe fest davon aus, dass diese Art der Datenerfassung für jede medial aufbereitete Sportart in mittelfristiger Zukunft ein Standard sein wird«, sagt Bohmann. Die Kunst werde es sein, »die Daten so zu selektieren, dass jeder das bekommt, was ihn interessiert, und niemand von Daten erschlagen wird«. Man dürfe die Fans nämlich keinesfalls überfordern.
Fast fünf Millionen Euro investiert die Liga mit ihren Klubs für den Vertrag bis 2023. Die Reaktionen aus den Vereinen seien bislang »durchweg positiv«, so Bohmann: »Fortschritt ist schließlich der Freund eines jeden Trainers.« Ob Wurfbilder, Laufwege oder Einsatzzeiten - die Teams bekommen künftig alle für sie relevanten Informationen live auf ihr Tablet am Spielfeldrand.
Maik Machulla, Trainer des deutschen Meisters und aktuellen Tabellenführers SG Flensburg-Handewitt, sieht in den Veränderungen viele Vorteile. »Durch das Tracking haben wir im Wettkampf und Training einen präzisen, kontinuierlichen Einblick in die Leistungsparameter jedes Spielers. Daraus lassen sich wichtige Erkenntnisse ableiten, die helfen, Spieler und Teams athletisch weiterzuentwickeln«, sagte Machulla. Auch bei der Belastungssteuerung erhoffe er sich »einen Mehrwert, so kann die Verfügbarkeit zusätzlicher Daten die Früherkennung unterstützen und Spieler vor Verletzungen schützen«.
Ihre Premiere erlebte die Technik beim All-Star-Game im Februar. »Der Einsatz wird von einer großen Mehrheit getragen«, sagte Bohmann: »Nun muss das ganze aber auch funktionieren, sonst schlägt die Euphorie schnell in Skepsis über.« SID/nd
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