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Klassenkämpferin
Für die Keks-Erbin Verena Bahlsen ist die Wirtschaft der Zukunft der Kapitalismus
Kapitalisten suchen in der Bundesrepublik nur selten die Öffentlichkeit. Viele, wie die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt, geben fast nie Interviews. Kaum jemand hierzulande ist in der Lage, die zehn reichsten Deutschen aufzuzählen – man liest und hört zu selten etwas über sie. Anders ist es mit Verena Bahlsen, drittes von vier Kindern des Keks-Industriellen Werner Bahlsen. Vom Milliardenvermögen der BMW-Eigentümer ist der zwar weit entfernt, das Erbe Verena Bahlsens – ein Viertel des Konzerns, der 560 Millionen Euro im Jahr umsetzt, 2700 Arbeiter beschäftigt und ein Vermögen von etwa 300 Millionen Euro angehäuft hat – ist dennoch stattlich. Auch deshalb, weil Bahlsen während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter ausbeutete. Und weil der Konzern vor zehn Jahren auf Kosten der Beschäftigten »gerettet« wurde, von denen 200 gehen und die anderen Lohneinbußen hinnehmen mussten.
Verena Bahlsen ist jedenfalls seit einigen Monaten medial auffallend präsent. »Die Zeit« widmete ihr in der Beilage »Zeit für Unternehmer« erst kürzlich eine Titelgeschichte. In einem Interview für das Wirtschaftsmagazin »Capital« berichtete die 25-Jährige, wie sie mit 20 Jahren Bahlsen-Gesellschafterin wurde.
Im Zuge der »Kevin-Kühnert-Debatte« machte sie nun zudem mit klassenpolitisch selbstbewussten Statements auf sich aufmerksam: »Ich bin Kapitalistin. Mir gehört ein Viertel von Bahlsen, das ist toll. Ich will mir ’ne Segel-Yacht kaufen und solche Sachen«, sagte sie dem sehr angetanen »Handelsblatt« zufolge am Mittwoch auf der Digital-Konferenz »Online Marketing Rockstars« in Hamburg, offenbar als Reaktion auf die Äußerungen des Juso-Vorsitzenden, der dort ebenfalls, allerdings auf einer anderen Bühne, sprach. Und die junge Frau, die – ohne Abschluss – Kommunikation und Management studiert hat, sieht sich auch als irgendwie radikal: In der eigens dafür gegründeten Tochterfirma »Hermann’s« sucht Verena Bahlsen nämlich nach dem »Essen der Zukunft«. Die Wirtschaft der Zukunft, daran lässt sie keinen Zweifel, bleibt in ihren Augen der Kapitalismus.
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