»Der ganze Sender ist das Problem«

Untersuchung zeigt: Auch das vermeintlich seriösere Nachrichtenprogramm des rechten Fernsehsenders Fox verbreitete von Januar bis April mindestens eine Lüge pro Tag

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Es gab nicht einen Tag, in dem die vermeintlich seriöseren Nachrichtensendungen von Fox News keine Falschinformation oder Lügen verbreitet haben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung zur Berichterstattung des US-amerikanischen Nachrichtensenders. Von Anfang Januar bis Ende April haben die Factchecker von Media Matter for America für jeden Tag unwahre Aussagen und falsche Daten zusammengetragen, die im Nachrichtenprogramm des quotenstärksten US-Senders verwendet wurden. Zusammen mit Richtigstellungen entstand daraus ein 60-seitiger Bericht.

Am häufigsten waren es falsche Auskünfte über die Untersuchung des FBI-Sonderermittlers Robert Mueller, den von der progressiven Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez propagierten »Green New Deal« sowie Informationen zu Fragen der Sicherheit an der US-Südgrenze. Auch die verschiedenen Vorschlägen von Politikern der Demokraten, Reiche im Land höher zu besteuern, wurden falsch wiedergegeben.

Fox News stelle gerne sein Nachrichtengeschäft als seriöses Pendant zu den ressentimentgeladenen nächtlichen Monologen von Moderatoren wie Sean Hannity zur bester Sendezeit dar, erklärte Angelo Carusone. der Präsident von Media Matters for America. Die beliebten Starmoderatoren wie Hannity – der öffentlich und offen Wahlkampf für Donald Trump macht – kommen bei der rechten Basis und unter Trump-Republikanern an. Doch die Untersuchung zeige: Auch die Nachrichtensparte ist »ein Rädchen in der Propagandamaschine des Senders«, so Carusone.

Die vermeintliche Unterscheidung zwischen dem seriösen Nachrichtengeschäft und dem ultrarechten »Meinungsjournalismus« von Hannity und Co. sei eine künstliche. Dadurch solle Kritik an der Verbreitung von Verschwörungstheorien und Rassismus abgewehrt werden und die beunruhigte Werbekunden sollten zum Schalten von Anzeigen gebracht werden, fügte Carusone hinzu.

Seine Organisation beobachtet seit 2004 die rechte Medienlandschaft der USA und spielt eine wichtige Rolle in Boykottversuchen gegenüber dem Fernsehsender. So hat beispielsweise die Parteiführung der Demokraten beschlossen, die Fernsehdebatten der Vorwahlen zur Präsidentschaft nicht bei Fox News stattfinden zu lassen.

»Dass Sie ihre Anzeigen nur in einem kleinen Teil des Fernsehprogramms von Fox schalten, wird sie nicht von öffentlicher Ablehnung schützen, wenn der nächste Fox-News-Skandal kommt«, warnt Carusone potenzielle Anzeigenkunden. »Der ganze Sender ist das Problem, nicht nur ein paar Moderatoren«, so der Präsident von Media Matters for America. In der Vergangenheit hatten immer wieder einzelne Anzeigenkunden, wie der Medikamentenhersteller AstraZeneca oder die Restaurantkette Outback Steakhouse, nach rassistischen Äußerungen von Fox-Moderatoren ihre Anzeigen zurückgezogen.

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