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Kabinett billigt vereinfachten Abschuss
Bundesregierung will Tötung von Wölfen genehmigen - auch wenn nicht klar ist, welches Tier zum Beispiel eine Schafherde angegriffen hat
Berlin. Nach Wolfsrissen soll es künftig einfacher sein, die Raubtiere in der Region abzuschießen. Das Bundeskabinett billigte am Mittwoch in Berlin einen Gesetzentwurf von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), der den Abschuss von Wölfen auch dann ermöglicht, wenn unklar ist, welches Tier genau zum Beispiel eine Schafherde angegriffen hat. Es können so lange Wölfe geschossen werden, bis es keine Schäden mehr gibt, auch wenn damit ein ganzes Wolfsrudel getötet wird. Die Behörden müssen aber jeden Fall genehmigen, es gibt zeitliche und räumliche Grenzen.
Die Pläne sehen vor, dass künftig schon »ernste« Schäden für die Abwehr ausreichen. Sie müssen nicht mehr »erheblich« sein. Das Füttern und Anlocken wilder Wölfe soll ausdrücklich verboten werden, damit sie sich nicht an die Nähe von Menschen gewöhnen. Mischlinge aus Wolf und Hund, sogenannte Hybriden, sollen geschossen werden.
Die Pläne stoßen der Umweltschutzorganisation BUND auf Kritik. Damit werde »quasi durch die Hintertür« auch der Schutz anderer Arten von Eisvogel bis Fischotter geschwächt, erklärte Geschäftsführer Olaf Bandt. Nach Rissen »einfach auf Verdacht« das ganze Rudel abzuschießen, könne keine Lösung sein. Angriffe auf Nutztiere können sogar zunehmen, wenn die Rudelstruktur zerstört werde, fremde Wölfe einwanderten oder junge Wölfe ohne Elterntiere Nahrung jagen müssten.
Wölfe stehen unter Schutz. Sie wurden in Deutschland durch Abschuss praktisch ausgerottet. Die Tiere breiten sich etwa seit der Jahrtausendwende wieder in Deutschland aus.
Bei Berufsschäfern dagegen stößt der Entwurf auf Zustimmung. »Das ist für uns eine enorme Erleichterung«, sagte Vorsitzende des Bundesverbands Berufsschäfer, Günther Czerkus. »Das wird den Abschuss von Problemwölfen deutlich nach vorne bringen.« Die Politik schöpfe aus, was rechtlich derzeit möglich sei.
Um das Nebeneinander von Wolf und Mensch möglichst konfliktfrei zu gestalten, sprechen sich Wissenschaftler dafür aus, die Tiere abzuschrecken. Der Wildtierbiologe Marco Heurich von der Universität Freiburg war an einer Studie dazu beteiligt. Eine Möglichkeit sind demnach Halsbänder, die den Tieren Elektroschocks verpassen, sobald sie in die Nähe von Herden kommen, oder Gummigeschosse. »Ziel dieser Methode ist es, den Tieren anzutrainieren, sich von Menschen und Nutztieren fernzuhalten«, so Heurich. Diese Methoden seien nicht abschließend untersucht, in den USA habe es aber bereits vielversprechende Erfahrungen gegeben.
Auch Menschen müsse klar gemacht werden, dass sie sich Wölfen nicht nähern sollten, damit sich die Tiere nicht an sie gewöhnen, sagte Heurich. Er lobte daher, dass es mit der geplanten Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes verboten werden soll, die Tiere zu füttern oder anzulocken. dpa/nd
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