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- Mahmoud Hussein
Freiheit für die Lügenpresse
881 Tage verbrachte der ägyptische Journalist Mahmoud Hussein im Gefängnis - jetzt hat ein ägyptisches Gericht seine Freilassung veranlasst. Der Journalist, der für den arabischsprachigen Sender Al Jazeera tätig ist, wollte im Dezember 2016 seine Familie besuchen, als man ihn am Flughafen in Kairo verhaftete. Die ägyptischen Behörden warfen ihm vor, »Falschnachrichten« zu verbreiten, »mit dem Ziel, Chaos zu stiften«. Er selbst berichtete während seiner Haft von Misshandlung. Offiziell angeklagt wurde er nie.
Der wahre Grund für seine Verhaftung ist ein politischer: Husseins Arbeitgeber ist in Ägypten Medium non grata. Denn Al Jazeera hat seinen Hauptsitz in Katar, die dortigen Scheichs gelten als Unterstützter der Muslimbrüder - der größten Oppositionsvereinigung im Land am Nil. 2017 hat Ägypten, wie auch Saudi-Arabien, alle diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen.
Der 1966 bei Kairo geborene Journalist ist zwischen die Fronten einer diplomatischen Krise geraten - dabei war er in der arabischen Welt für seine gewissenhafte Arbeit bekannt. Seinen Durchbruch schaffte er 2002, als er als einziger ägyptischer Journalist live von der israelischen Invasion in Ramallah während der zweiten Intifada berichtete. Zuvor hatte er Wirtschafts- und Politikwissenschaft in Kairo studiert.
Bei einem der seltenen Interviews aus dem Gefängnis sagte er einst: »Ein guter Journalist darf sich keine Grenzen setzen, erst dann gelangt er an Berichtenswertes.« Der derzeitige Präsident Ägyptens, Abdel Fatah El-Sisi, ist für sein harsches Vorgehen gegen Journalisten und jegliche Opposition bekannt. Derzeit sitzen geschätzt 20 000 politische Gefangene in ägyptischen Gefängnissen. Warum Mahmoud Hussein ausgerechnet jetzt freigelassen wurde, ist noch unklar. Der berufserfahrene Journalist, der zuvor lange bei lokalen ägyptischen Sendern gearbeitet hatte, sagte einst über seine Tätigkeit bei Al Jazeera: »Es ist der erste Arbeitgeber, bei dem mir niemand Inhaltsvorgaben gemacht hat.«
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