Militärrat kündigt Wahlen an

Vereinbarungen mit Protestbewegung in Sudan annulliert

  • Lesedauer: 2 Min.

Khartum. Sudans herrschender Militärrat hat die mit der Protestbewegung getroffene Absprache über eine Übergangsregierung aufgekündigt und will stattdessen innerhalb von neun Monaten Wahlen abhalten. Das gab der Chef des Militärrats, General Abdel Fattah al-Burhan, in der Nacht auf Dienstag bekannt. Die Gespräche mit der Protestbewegung Allianz für Freiheit und Wandel würden beendet, alle bisherigen Vereinbarungen annulliert. Die Wahlen würden unter »regionaler und internationaler Aufsicht« abgehalten, versprach Burhan.

Die Ankündigung erfolgte auf die gewaltsame Auflösung des zentralen Protestlagers in der Hauptstadt Khartum durch die Armee. Nach Angaben von einem Ärzteverband, der der Protestbewegung nahe steht, wurden dabei am Montag mindestens 35 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt. Die genaue Anzahl der Opfer sei unklar, da bewaffnete Sicherheitskräfte Krankenhäuser umstellten und Ärzte festnähmen, hieß es weiter. Das teilte der Verband auf der sozialen Plattform Facebook mit.

Das Gewerkschaftsbündnis SPA, die Organisatoren der anhaltenden Massenproteste im Sudan, hatte von einem »blutigen Massaker« an Demonstranten gesprochen. Es sei versucht worden, mit Gewalt die seit Wochen andauernde Sitzblockade im Zentrum der Hauptstadt Khartum aufzulösen, hatte das Gewerkschaftsbündnis getwittert.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres kritisierte die Gewalt der Sicherheitskräfte scharf und forderte eine unabhängige Untersuchung der Todesfälle. Die US-Regierung verurteilte die »brutale« Niederschlagung der Demonstranten und forderte die Einsetzung einer Zivilregierung.

Der UN-Sicherheitsrat in New York wird sich am Dienstag hinter verschlossenen Türen mit der Lage im Sudan befassen. Deutschland und Großbritannien hatten die Sitzung beantragt. Militärratschef Burhan versprach in der Nacht eine Untersuchung zu der Gewalt in Khartum.

Seit rund zwei Monaten hatten tausende Demonstranten die Straßen um das Armeehauptquartier in Khartum besetzt. Sie forderten eine zivile Regierung für den Sudan. Der Militärrat hatte die Protestkundgebungen als »Gefahr für die Sicherheit und den öffentlichen Frieden« bezeichnet.

In dem afrikanischen Staat hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir infolge von monatelangen Massenprotesten im April ein Militärrat die Führung übernommen. Mit diesem einigte sich die Protestbewegung Mitte Mai grundsätzlich darauf, dass ein gemeinsamer Übergangsrat die Geschicke des Landes in den kommenden drei Jahren lenken soll. Seither herrschte aber Streit darüber, welche Seite dieses Gremium führen soll.

Für die Übergangszeit sollte ein Parlament mit 300 Mitgliedern gebildet werden, von denen zwei Drittel von der Protestbewegung kommen sollten. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.