Auf 1000 Dächern soll es grünen

Senat beschließt neues Klimaschutzprogramm, um Effekte des Extremwetters zu reduzieren

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Beim Klimaschutz gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Einerseits muss alles getan werden, um die klimaschädlichen CO2-Emissionen zu reduzieren. Zum anderen geht es darum, die nicht mehr aufzuhaltenden Folgen des Klimawandels abzumildern. Beide Wege will der rot-rot-grüne Senat in der Hauptstadt weiter beschreiten. »Wir wollen Berlin zu einer klimarobusten Stadt machen«, sagt Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). Um dem Klimaschutz neuen Schwung zu verleihen, hat der Senat am Dienstag zwei neue Förderprogramme (siehe Kasten) aufgelegt, die die Grundsatzstrategie berücksichtigen.

Zum einen legt der Senat auf Vorlage der Umweltsenatorin ein Förderprogramm auf, um klimaschädliche Ölheizungen stillzulegen und durch beispielsweise Wärmepumpen zu ersetzen. Zum anderen wird zur Anpassung an den Klimawandel ein weiteres Programm ins Leben gerufen, um 1000 Dachflächen zu begrünen.

Fakten zu Klimaschutzprogrammen

Heizungsaustauschprogramm: Rund 66 000 Ölheizungen werden in Berlin noch betrieben. Sie stießen im Jahr 2016 rund 1,2 Millionen Tonnen klimaschädliche Gase aus. Das entsprach rund sieben Prozent der CO2-Emissionen, die Berlin jährlich verursacht. Der Senat will sechs Millionen Euro an Förderung zur Verfügung stellen, damit etwa 1200 Ölheizungen ausgetauscht und auf klimafreundliche Techniken umgerüstet werden können. So könnte der Ausstoß von rund 30 000 Tonnen klimaschädlicher Gase verhindert werden, heißt es.

Dachbegrünung: Für das 1000-Dächer-Programm stellt der Senat eine Fördersumme von 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. Pro Dach werden maximal 60 000 Euro gefördert. Mittel fließen nur für die Begrünung von Bestandsgebäuden. mkr

Die Gründächer haben mehrere Vorzüge: Sie können bei Starkregen Regenwasser binden und zurückhalten, so dass die Kanalisation nicht überlastet wird und das Schmutzwasser in die Spree gelangt. Darüber hinaus hat die Verdunstung einen kühlenden Effekt, der in sogenannten tropischen Nächten und bei heißen Tagestemperaturen zum Tragen kommt. Nicht zuletzt können die Gründächer auch von Menschen als Erholungsort genutzt werden. Und sie bieten Insekten einen Lebensraum. Damit die Pflege der Gründächer gesichert ist, werden nur Dächer gefördert, auf denen diese für mindestens zehn Jahre gesichert ist.

»Wir wollen die Dachbegrünung mit insgesamt 3,5 Millionen Euro fördern«, sagt Umweltsenatorin Regine Günther. Zusätzlich zur Begrünung von Bestandsdächern, wofür Hauseigentümer bei der Investitionsbank Berlin Mittel beantragen können, hat der Senat mit dem »Green-Roof-Lab« ein spezielles Förderprogramm aufgelegt. Als eine Art Zukunftslaborsollen besonders innovative Ansätze zur Begrünung finanziell unterstützt werden.

Mit dem ebenfalls in Planung befindlichen »Masterplan Solarcity« beißt sich das Dächerprogramm im Übrigen nicht. So können Photovoltaikanlagen auch auf Gründächern errichtet werden, diese produzieren wegen der Kühlungseffekte sogar mehr Strom. Zumal Berlin so viele Dachflächen bietet, dass ausreichend Raum für beide Projekte zur Verfügung steht.

Für das Klimaschutzprogramm zum Austausch von Ölheizungen nimmt Rot-Rot-Grün sogar noch mehr Geld in die Hand. Rund sechs Millionen Euro sollen fließen. Damit sollen rund 1200 Eigentümer von Häusern dazu gebracht werden, ihre Heizungen auszutauschen. Rund

30 000 Tonnen CO2-Emissionen können so pro Jahr vermieden werden, schätzt die Umweltsenatorin. »Berlin kompensiert mit dem Förderprogramm zugleich die völlig verzerrten Steueranreize des Bundes, die ausgerechnet besonders klimaschädliche Ölheizungen bevorzugen«, so Günther. Und: Der Bund müsse endlich die Privilegierung von CO2-intensiven Energieträgern beenden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -