Nicht wie alle anderen

René Pollesch wird neuer Intendant der Berliner Volksbühne

»Es ist ein Grauen für mich zu überlegen, was nach 2016 passiert«. Das sagte der Dramatiker und Regisseur René Pollesch in einem Interview mit der »taz« im Jahr 2014, als schon klar war, dass Frank Castorfs Intendanz an der Berliner Volksbühne 2016 enden würde. Und als es dann passierte, wurde die Volksbühne zu einem einsamen Ort. Erst kam Chris Dercon und scheiterte in erstaunlich kurzer Zeit. Danach wurde der Geschäftsführer Klaus Dörr Interimsintendant und beruhigte die Lage. Nun soll René Pollesch der neue Intendant werden - ab 2021/22. Das kündigte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Mittwoch an.

Der 1962 im hessischen Friedberg geborene Pollesch hatte sich Anfang der 80er Jahre entschieden, Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen zu studieren. Und das hat sein Leben geändert. In einem Interview mit dem »SZ-Magazin« aus dem Jahr 2012 sagt Pollesch: »Ich bin in einem Dorf in Hessen aufgewachsen. Da musste jeder sein wie der andere. Und Gemeinschaften, die darauf beruhen, dass sich alle ähnlich verhalten - da bin ich raus, ehrlich.« Er glaube nicht an die Liebe, möge keine Romane und interessiere sich eher für die theoretischen Texte.

In seinen Theaterstücken kann man die wesentliche Rolle der Theorie spüren. Nimmt man die letzten Stücke, die er an der Volksbühne aufgeführt hat, kann man erkennen, dass hier Philosophen und Theoretiker wie Foucault, Derrida, Lacan und Agamben mitspielen. Auch das Thema Liebe kommt oft in Polleschs Texten vor, aber eher nach dem Motto: »Eure ganz großen Themen sind weg!«, welches auch ein Stück von ihm ist, das 2012 an den Münchner Kammerspielen Premiere hatte.

Er hat zweimal den Mülheimer Dramatikerpreis gewonnen. Das Preisgeld habe er geteilt, teilte er im besagten »SZ«-Interview mit. »Und zwar mit allen, die mitgewirkt haben, von den Darstellern bis zur Souffleuse.« Er habe zwei Paar Schuhe, ein Jackett, drei Hemden, eine Jeans, behauptete Pollesch 2012. Nun hat er eins der wichtigsten deutschen Theater.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -