- Politik
- Ueckermünde
Ex-Bürgermeister gesteht Drogenfahrt
Gutachterin soll Schuldfähigkeit des früheren Stadtoberhauptes von Ueckermünde klären
Pasewalk. Der ehemalige Bürgermeister von Ueckermünde (Mecklenburg-Vorpommern), Gerd Walther, hat im Prozess um eine Drogenfahrt ein Geständnis abgelegt. »Es war ein Freundschaftsdienst, aber ich hätte nicht auf die Straße gemusst«, sagte der 49-Jährige am Donnerstag am Amtsgericht Pasewalk.
Walther war wegen Drogenproblemen als Bürgermeister beurlaubt gewesen, inzwischen wurde er abgesetzt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Mai 2018 unter starkem Drogeneinfluss Auto gefahren zu sein. Dabei habe er vor den Augen eines Motorradpolizisten mehrfach riskant überholt und Sperrlinien überfahren. Nur durch Zufall sei niemand verletzt worden.
Walther sagte, er habe den Polizisten gekannt und sei aus Spaß Schlangenlinien gefahren. Er sei aber nicht mit 150 Stundenkilometern gefahren. Das wies der Beamte zurück: Er sei mit 160 Stundenkilometern hinter Walther her gefahren und habe ihn erst nicht einholen können. In Torgelow habe er ihn aber stoppen können, weil Walther andere Autos dann nicht mehr überholen konnte.
Walther gab an, am Abend vor der Fahrt Amphetamine genommen zu haben. Es handelte sich um zwei Sorten, die zu gesteigertem Selbstbewusstsein und Risikofehleinschätzung führen, so ein Drogenexperte. Erste Wirkungen setzten ab 25 Nanogramm pro Milliliter Blut je Sorte ein. Bei Walter wurden bei einer Droge über 500 Nanogramm, bei der anderen 71 Nanogramm pro Milliliter Blut gemessen.
Der frühere Bürgermeister begründete die Fahrt damit, dass er einen syrischen Asylbewerber betreut habe. Diesen habe er nach Torgelow gefahren, weil der gefährdet gewesen sei. In der Region hätten sich Führungskräfte der Reichsbürger niedergelassen - Walther sprach von »der faschistischen Gruppierung ›Deutsche Regierung im Exil‹«. Der Flüchtling sei 2016 schon einmal verfolgt worden. Mehrere Polizisten sagten vor Gericht dazu, Walther habe damals »etwas wirr« gesprochen.
Im Mai 2018 war der Ex-Landtagsabgeordnete der LINKEN bereits als Bürgermeister beurlaubt. Er hatte Anfang 2018 in Medienberichten Drogenprobleme eingeräumt. Daraufhin beriefen die Stadtvertreter Walther in einem langen Verwaltungsstreit aus dem Amt ab, was zu seinem Parteiaustritt führte.
Das Verfahren soll am 18. Juli mit dem Gutachten einer psychiatrischen Expertin, den Plädoyers und einem Urteil abgeschlossen werden. Dem Angeklagten drohen eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft erklärte, es gebe noch weitere Verfahren gegen Walther wegen Drogendelikten. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.