Wald statt Kalk

Am Rande von Wuppertal regt sich Widerstand gegen die Erweiterung eines Steinbruchs

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Wald kann man es an diesem Sonntag im Städtedreieck zwischen Wuppertal, Haan und Mettmann aushalten. In den Städten drückt die Hitze. Gut 60 Menschen haben sich auf einem Wanderparkplatz in der Nähe des Steinbruchs der Kalkwerke Oetelshofen eingefunden. Eine bunte Mischung. Linke Aktivisten aus Wuppertal, Umweltschützer und Anwohner. Sie wollen gegen die Erweiterung des Steinbruchs protestieren.

Fünf Hektar Wald sollen noch in diesem Jahr gerodet werden. Der Steinbruch braucht Platz für eine Abraumhalde. Im Boden befindet sich zu viel unbrauchbares Material, das hier im Osterholz aufgeschüttet werden soll. Das Osterholz ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Wander- und Radwege durchziehen den Wald. Die geplante Halde würde den Wegen nahekommen.

Die Initiative »Osterholz bleibt«, die den Protest organisiert hat, kritisiert, dass der Wald besonders schützenswert sei. Es handele sich um einen Waldmeister Buchenwald. Seltene Kröten und Fledermäuse hätten dort ihr Zuhause. Die Abraumhalde sei nichts anderes als eine »Mülldeponie« für nicht brauchbares Material. Da helfe auch kein »Greenwashing« der Firma Oetelshofen, die sich auf ihrer Internetseite dafür rühmt, viel für den Umweltschutz zu tun. Der alte Wald nehme viel mehr CO2 auf, als es eine Aufforstung könne. Außerdem stoße das Kalkwerk enorme Mengen an CO2 beim Brennen des Kalks aus. Das einer der Hauptabnehmer des Kalks aus dem Bergischen der Energiekonzern RWE ist, der den Kalk in den Entschwefelungsanlagen der Braunkohlekraftwerke einsetzt, löst bei vielen Waldspaziergängern Unmut aus.

Da hilft es auch nicht, dass ein Mitarbeiter der Kalkwerke, der um zu diskutieren am Spaziergang teilnimmt, die Umweltschützer verbessert, nicht RWE sondern ThyssenKrupp sei Hauptabnehmer des Kalks. »Na super, ein Rüstungskonzern«, kommentiert eine Spaziergängerin lakonisch.

Viel Unmut herrscht bei den Spaziergängern auch über das Genehmigungsverfahren der Steinbruch Erweiterung. Die Gremien in den Städten werden in den nächsten Tagen Stellungnahmen abgeben. Bindend sind diese allerdings nicht. Genehmigungsbehörde ist die Bezirksregierung. Ihre Entscheidung wird ohne größere Öffentlichkeit im Internet und im Amtsblatt veröffentlicht. Einige Anwohner haben schon Eingaben geschrieben. Die Initiative »Osteholz bleibt« schreibt: »In einer Zeit, wo die Klimakrise immer spürbarer wird, ist es nicht hinnehmbar, dass weiterhin Wälder gerodet werden, schon gar nicht aus Kostengründen. Wir können es nicht länger zulasssen, dass unserer Planet aus wirtschaftlichen Gründen zerstört wird.«

Dass man es damit auch ernst meint und zum Beispiel aus dem Konflikt im Hambacher Forst gelernt hat, zeigten einige Menschen schon beim Waldspaziergang. Mit Transparenten gegen die Erweiterung des Steinbruchs und in Solidarität mit der Besetzung im Hambacher Forst waren sie in Bäume geklettert. Der staunenden Polizei, die mit vier Streifenwagen vor Ort war, blieb nur das Zusehen übrig. Im Osterholz will man weiter protestieren und wenn die Rodung anfängt, wird es wohl nicht bei wenigen Menschen in den Bäumen bleiben.

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