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  • Lehrermangel in Berlin

Abhilfe in der Notlage

LINKE-Bildungsexpertin Kittler stellt Sofortmaßnahmen gegen den Lehrermangel vor

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

Mehr multiprofessionelle Teams und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften an den Schulen: Mit diesen Sofortmaßnahmen will LINKE-Bildungsexpertin Regina Kittler den chronischen Lehrermangel in der Hauptstadt bekämpfen.

»Wir müssen unsere Lehrkräfte in Berlin entlasten«, sagte Kittler bei einem Pressegespräch zum Thema am Dienstag. Konkret will Kittler bis 2021 jährlich 100 neue Stellen für schulische Verwaltungsmitarbeiter sowie 150 Stellen für Schulsozialarbeiter schaffen. »Mein Ziel ist es, dass wir an jeder Berliner Schule mindestens einen Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin beschäftigen können«, sagte Kittler. Zudem will die LINKE-Politikerin im nächsten Doppelhaushalt rund drei Millionen Euro für IT-Personal an den Schulen bereitstellen. Ihre Ideen will Kittler nach den Sommerferien mit ihren Kollegen von Grünen und SPD diskutieren.

»Die multiprofessionellen Teams können wichtige Aufgaben im Schulalltag übernehmen und dadurch entscheidend zur Entlastung des pädagogischen Fachpersonals beitragen«, sagte Kittler. Um die Lehrkräfte in ihrem Arbeitsalltag zu entlasten, schlägt die Bildungsexpertin zudem ein wirksames Gesundheitsmanagement an den Schulen vor. Dazu zählt aus ihrer Sicht auch die Einstellung von Schulassistenten, die sich etwa um die in den Schulen anfallende Bürokratie kümmern und die Pädagogen bei der Durchsicht von Klassenarbeiten unterstützen.

Zudem fordert die LINKE-Politikerin eigene Schreibtische für Lehrer sowie eine bessere technische Ausstattung der Unterrichtsräume. »Wir brauchen in der aktuell schwierigen Situation schnell Maßnahmen, um die permanente Arbeitsüberlastung der Lehrkräfte zu stoppen«, fordert Kittler. Der hohe Arbeitsdruck treibe viele ausgebildete Pädagogen in die Teilzeit. »Dieser Umstand trägt nicht unerheblich zur Verschärfung des in Berlin herrschenden Lehrkräftemangels bei«, sagte Kittler.

Würde jede Teilzeitlehrkraft nur zwei Stunden Unterricht in der Woche mehr erteilen, wäre etwa ein Drittel des Einstellungsbedarfs zum neuen Schuljahr gedeckt, erläuterte die Bildungspolitikerin.

Eine Anfrage Kittlers an die Senatsbildungsverwaltung hatte Anfang Juni ergeben, dass im gerade zu Ende gegangenen Schuljahr 2018/19 fast jede dritte Lehrkraft in Teilzeit arbeitete. Im Schuljahr 2014/15 war es im Vergleich nur jede vierte Lehrkraft.

Zum im August beginnenden neuen Schuljahr müssen in der Hauptstadt Schätzungen zufolge zwischen 2700 bis 2800 neue Lehrkräfte eingestellt werden. Da die Ausbildung an den Universitäten mit dem Bedarf nicht hinterherkommt, werden unter den neu einzustellenden Pädagogen wie bereits in diesem Schuljahr wieder eine große Anzahl von Quereinsteigern in den Beruf sein. Diese können aber aufgrund von pädagogischen Fortbildungen und berufsbegleitendem Referendariat nicht die volle Zahl an Unterrichtsstunden übernehmen.

Beim Thema Rückkehr zur Lehrerverbeamtung - die viele Bildungsexperten für entscheidend für die Gewinnung neuer Lehrkräfte halten - blieb Kittler hart. »Die Verbeamtung von Lehrkräften steht für die LINKE nicht zur Debatte«, sagte die Bildungspolitikerin. Während sich LINKE und Grüne in der rot-rot-grünen Koalition vehement gegen die Wiedereinführung der in Berlin 2004 abgeschafften Lehrkräfteverbeamtung stellen, prüft die SPD derzeit, ob eine Rückkehr ein sinnvolles Instrument zur Reduzierung des Lehrermangels sein kann. Auf deren Landesparteitag im Frühjahr gingen die Meinungen dazu deutlich auseinander.

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