Rettungsschiff »Alan Kurdi« darf doch in Malta anlegen

Segelboot »Alex« legt in Lampedusa an - Seehofer fordert Ende der Hafenblockade

  • Lesedauer: 3 Min.

Rom. Kurze Irrfahrt auf der Suche nach einem sicheren Hafen: Malta hat sich am Sonntagnachmittag bereiterklärt, alle 65 Migranten an Bord des deutschen Rettungsschiffes »Alan Kurdi« an Land zu lassen. Die Menschen würden umgehend auf andere europäische Länder verteilt, teilten die Behörden Maltas am Sonntag nach Gesprächen mit der EU-Kommission und Deutschland mit. Die Behörden in Malta hatten dem Rettungsschiff zuvor am Sonntagmittag zunächst noch das Anlegen verboten. Gleichzeitig meldete Sea-Eye zu dieser Zeit das drei Geflüchtete an Bord aufgrund der Hitze zusammengebrochen seien und medizinisch versorgt werden müssen.

Die »Alan Kurdi« hatte zuvor angesichts massiver Drohungen der italienischen Regierung ihren Kurs in Richtung der Mittelmeerinsel geändert. Die »Alan Kurdi« fahre wegen des Anlegeverbots der italienischen Behörden in Lampedusa und Strafandrohungen gegen die Besatzung nach Malta, erklärte Sea-Eye. »Wenn die Staats- und Regierungschefs ihre Kritik am italienischen Innenminister ernst meinen, können sie uns auf Malta einlaufen lassen«, wurde Gorden Isler, Einsatzleiter der »Alan Kurdi«, von Sea-Eye zitiert.

Die »Alan Kurdi« hatte nach eigenen Angaben am Freitag 65 Menschen von einem Schlauchboot im Mittelmeer gerettet und lag seither in internationalen Gewässern vor Lampedusa. Ein Angebot der libyschen Küstenwache, den Hafen der Stadt Sawija als »sicheren Zufluchtsort« anzulaufen, lehnte das Rettungsschiff ab. Am Samstagmorgen hatte Sea-Eye bei Twitter mitgeteilt, die italienische Finanzpolizei sei »persönlich vorbeigekommen«, um ein Dekret des Innenministers Matteo Salvini zu überbringen: »Der Hafen ist zu.«

Zuvor war das Segelboot »Alex« der Hilfsorganisation Mediterranea mit 41 Migranten an Bord trotz Verbots in den Hafen von Lampedusa eingefahren. Dort wartete am Samstagabend ein Großaufgebot von Polizisten auf das Schiff. Zuvor hatte die Organisation den Notstand auf dem Boot ausgerufen. Die hygienischen Bedingungen an Bord seien nicht länger tragbar, schrieb Mediterranea nach zwei Tagen Wartens vor der Küste im Kurzbotschaftendienst Twitter. Lampedusa sei der einzig mögliche sichere Hafen.

Innenminister Salvini von der rechtsradikalen Lega schrieb nach dem Andocken des Schiffes bei Twitter, bei der Crew der »Alex« handele es sich um »Schakale«. Er verbot den Menschen, das Schiff zu verlassen. Daraufhin forderte Mediterranea den Vizeregierungschef per Twitter auf, »die unnötige Grausamkeit« zu beenden und alle von Bord zu lassen.

Das Segelschiff wurde nach Angaben des italienischen Rundfunks beschlagnahmt. Gegen die Besatzung wurden Ermittlungen wegen Begünstigung illegaler Einwanderung aufgenommen. Die vor der libyschen Küste geretteten 46 an Bord verbliebenen Migranten wurden in den Hotspot von Lampedusa gebracht.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bot an, einen Teil der Geflüchteten in Deutschland aufzunehmen. Seehofer forderte nach Angaben aus Regierungskreisen in Berlin Salvini in einem Brief dazu auf, die Blockade italienischer Häfen für Flüchtlings-Rettungsschiffe aufzuheben. Demnach betonte Seehofer, dass es sich bei der Rettung von Menschen in Seenot um eine humanitäre Pflicht handle, die nicht in Frage gestellt werden dürfe.

Die Bundesregierung sei »im Rahmen einer europäisch-solidarischen Lösung bereit, einen Teil der aus Seenot Geretteten aufzunehmen«, erklärte Seehofer bei Twitter. Nach AFP-Informationen betonte der CSU-Politiker gegenüber Salvini, dass diese Unterstützung nicht nur für Geflüchtete gelte, die von Schiffen unter deutscher Flagge gerettet wurden.

Wegen seiner harten Haltung ist Salvinis Popularität sowie die seiner rechtsradikalen Partei Lega in Italien gestiegen. Laut einer am Samstag in der Zeitung »Corriere della Sera« veröffentlichten Umfrage stimmen 59 Prozent der Italiener der Schließung italienischer Häfen für Rettungsschiffe von Nichtregierungsorganisationen zu.

Vergangene Woche hatte die »Sea-Watch 3« der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch trotz des Verbots der populistischen Regierung in Rom Kurs auf die italienischen Hoheitsgewässer genommen und mit zuletzt noch 40 Migranten an Bord im Hafen Lampedusas angelegt. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete war daraufhin festgenommen und erst am Dienstag wieder freigelassen worden. Rackete wird unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen. Agenturen/nd

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