GSG 9 nun auch am zweiten Standort Berlin
Spezialeinheit der Bundespolizei wird als Reaktion auf islamistische Terroranschläge in Hauptstadt stationiert
Im Internetauftritt der GSG 9 der Bundespolizei hieß es am Mittwochnachmittag unter dem Punkt »Entstehung« noch: »Bis dato ist die GSG 9 in Sankt Augustin bei Bonn stationiert, allerdings finden gerade Bestrebungen statt, zukünftig einen weiteren Standort in Berlin aufzubauen.« Diese Bestrebungen sind, anders als es der Eintrag nahelegt, offensichtlich schon in die Tat umgesetzt worden. Wie das ARD-Hauptstadtstudio am Mittwoch meldete, bestätigte die Bundespolizei, dass die Spezialeinheit nun seit Juli auch in der Bundeshauptstadt stationiert ist, mit wie vielen Kräften ist offen. Dieses Vorhaben wie auch eine geplante Aufstockung der geschätzt 400 Mann starken Elitetruppe um ein Drittel - Auskunft Internetseite: »Die genaue Zahl der Einsatzkräfte wird aus Geheimhaltungsgründen nicht öffentlich bekanntgegeben« - wurden im Januar letzten Jahres bekannt.
Zur Begründung der Schaffung eines zweiten Standorts und der Vergrößerung der Einheit wurde die durch zahlreiche islamistische Terroranschläge in Europa mit zum Teil zeitgleich an mehreren Orten agierenden Tätern veränderte Sicherheitslage angeführt. Zum Standort Berlin erklärte der Kommandeur der GSG 9, Jerome Fuchs, damals gegenüber dem rbb: »Wenn man sich die vergleichbaren Terrorlagen anschaut europaweit, dann waren oftmals die Hauptstädte betroffen. Wir müssen uns auf jeden Fall in der Hauptstadt besser aufstellen. Die Zielrichtung ist klar: Eine schnelle Reaktionsfähigkeit der GSG 9 in der Hauptstadt.«
Bereits seit August 2017 gibt es in Berlin mit der Direktion 11 eine neue Führungsstelle, der die verschiedenen Spezialeinheiten der Bundespolizei unterstellt sind, laut Selbstauskunft: »Die GSG 9 der Bundespolizei, der Bundespolizei Flugdienst, die Polizeilichen Schutzaufgaben Ausland der Bundespolizei, die Schutzaufgaben Luftverkehr der Bundespolizei, die Einsatz- und Ermittlungsunterstützung der Bundespolizei und das Entschärfungswesen.« Ziel der Einrichtung der Direktion 11 sei »die Stärkung der Krisen- und Reaktionsfähigkeit der Bundespolizei. Der Schlüssel des Erfolgs der Spezialkräfte wird im vernetzten Arbeiten liegen«, heißt es. Das gehe »natürlich nicht von heute auf morgen«. Die Direktion 11 befinde sich im Aufbau und solle »zukünftig in speziellen Lagen erforderliche Fähigkeiten aus einer Hand für Sicherheitsbehörden aus Bund und Ländern zur Verfügung stellen«.
Provisorisch geht es laut ARD-Hauptstadtstudio auch noch bei der Berliner GSG 9 zu, die zukünftig in der Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne in Berlin-Spandau untergebracht werden soll. Wie das Bundesinnenministerium auf Nachfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag erst kürzlich mitgeteilt habe, werde dieser Standort wegen Baumaßnahmen frühestens 2026 zur Verfügung stehen. Bis auf Weiteres werde die Einheit deshalb in einem Provisorium untergebracht, bis es eine Zwischenlösung in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin-Wedding gebe.
Die Grenzschutzgruppe 9 wurde im Jahr 1972 gegründet, nach dem Versagen der Polizei bei dem tödlichen Geiseldrama während der Olympischen Sommerspiele in München. Weltweit bekannt wurde die Einheit 1977 mit der Stürmung der entführten Lufthansa-Maschine »Landshut« in Mogadischu. Gänzlich schief hingegen lief im Jahr 1993 die geplante Festnahme zweier Mitglieder der Roten Armee Fraktion am Bahnhof des mecklenburgischen Bad Kleinen. RAF-Mitglied Wolfgang Grams und ein GSG-9-Beamter starben unter bis heute umstrittenen Umständen.
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