- Politik
- Detlef Scheele
Hartz IV im Herzen
Alina Leimbach findet die Kritik des BA-Chefs bezeichnend
Eigentlich versprach Ex-SPD-Chefin Andrea Nahles: »Wir lassen Hartz IV hinter uns.« Blöd nur, wenn ausgerechnet Spitzen-SPDler weiter auf Agenda-Kurs sind. Wie Detlef Scheele, Chef der Bundesagentur für Arbeit. Er kritisierte Berlins »Solidarisches Grundeinkommen«. Das SGE sieht vor, dass Langzeitarbeitslose, die weniger als drei Jahre erwerbslos sind, öffentlich geförderte Jobs ausüben können, bezahlt nach Mindest- oder Tariflohn. Es trage die Gefahr, dass Personen in den geförderten Jobs stecken bleiben, statt im regulären Arbeitsmarkt unterzukommen, warnte Scheele.
Was er übersieht: Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD), dem Urheber des Konzepts, geht es um etwas ganz anderes, als nur darum, Menschen um jeden Preis in Jobs zu bringen. Darauf deutet der Titel »Solidarisches Grundeinkommen« hin. Er möchte Alternativen zum Gefangensein in der Hartz-IV-Misere schaffen. Die 424 Euro im Regelsatz reichen kaum zum Leben. Statt sich an ein echtes Grundeinkommen heranzuwagen, oder die Hartz-IV-Sätze aufzustocken, geht Müller den Zwischenweg mit dem SGE. Studien zeigen, dass dies positive Wirkungen auf Teilhabe haben kann. Das alles scheint dem Sozialdemokraten Scheele weniger wichtig. Was für ihn weiter zählt: Der erste Arbeitsmarkt, egal wie prekär der Job, wie unerreichbar er für manche ist.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.