- Berlin
- BUND
Wasser marsch für die Hauptstadt-Bäume
Der Umweltverband BUND ruft alle Berliner für die kommenden Tage zum Wässern der Straßenpflanzen auf
Diese Woche wird es wieder so richtig heiß in der Hauptstadtregion: Für Mittwoch rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) bei strahlendem Sonnenschein mit Höchsttemperaturen zwischen 30 und 35 Grad. Am Donnerstag soll es dann sogar noch eine Schippe drauf geben: Dann bringen die heißen Luftmassen aus der Sahara Maximalwerte von bis zu 36 Grad nach Berlin und Brandenburg.
Was Sonnenanbeter und Badefreunde freut, bereitet Christian Hönig große Sorge. Der 41-Jährige ist Baumschutz-Referent des Umweltverbandes BUND und denkt mit Blick auf die Hitzewelle an die Situation der rund 433 000 Straßenbäume im Berliner Stadtgebiet. »Berlins Bäume leiden unter der seit März andauernden Trockenheit massiv«, sagt Hönig. Die Gewitterschauer vom vergangenen Wochenende waren »nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein«. Trotz der vereinzelten Niederschläge in den letzten Tagen sei die Bodenfeuchte im dunkelroten Bereich. Das könne den Pflanzen schwere Schäden zufügen, sagt Hönig. »Der Standort Straße mit seinen versiegelten Böden und geringen Erdflächen ist der schwierigste und stressigste, den man einem Baum überhaupt zumuten kann.«
Weil die Bezirksämter aufgrund fehlender finanzieller und personeller Kapazitäten mit dem Wässern der Bäume nicht hinterherkommen, ruft der BUND aktuell alle Berlinerinnen und Berliner dazu auf, selber zu Gießkanne und Gartenschlauch zu greifen. »Jeder Baum sollte einmal pro Woche mit jeweils acht bis zehn Eimern Wasser gegossen werden«, empfiehlt Hönig. Dadurch wird das Erdreich gut durchwässert und der Baum kann sich über sein Wurzelwerk ausreichend Wasser in den heißen Stunden ziehen.
»Ein Baum ist die perfekte Waffe gegen Hitze und verdient daher das besondere Augenmerk von uns allen«, sagt der BUND-Experte. Tagsüber spendet er Schatten und in der Nacht sorgt er dafür, dass sich das aufgeheizte Klima in der Stadt etwas abkühlt. »So kann Tropennächten vorgebeugt werden, bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad geht und die deswegen ein erhebliches Gesundheitsrisiko vor allem für ältere und kranke Menschen darstellen«, erläutert Hönig. Dem Baum-Fachmann ist es aber auch wichtig zu betonen, dass der Aufruf zum privaten Gießen eine Notmaßnahme darstellt. Eigentlich müsste der Senat sich um die Pflege und die ausreichende Bewässerung der Straßenbäume kümmern.
Das sehen die Grünen ganz genau so. In einem Anfang Mai vorgestellten Positionspapier fordert die Regierungsfraktion die Verbesserung der Pflege der Pflanzen. Jeder Baum soll demnach 80 Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt bekommen. Die bisherigen Pläne der Senatsfinanzverwaltung sehen für 2020 und 2021 lediglich 48 Euro pro Baum für die Pflege vor.
Zudem setzen sich die Grünen in ihrem Positionspapier dafür ein, in den kommenden Jahren Zehntausende neue Bäume im gesamten Stadtgebiet zu pflanzen. Geht es nach den Grünen, sollen in Grünanlagen und Parks bis 2021 pro Bezirk etwa 1000 neue Bäume gesetzt werden.
Tatsächlich geht der Baumbestand in Berlin seit Jahren zurück. Das liegt auch daran, dass umgeknickte Bäume nach schweren Stürmen nicht unbedingt ersetzt werden. Nach dem schweren Orkantief Xavier im Oktober 2017 beispielsweise wurden für die rund 8000 zerstörten Straßenbäume lediglich 2000 neue gepflanzt.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.