Stillstand in Italien

Streik legte Bahn- und Fährverkehr lahm - Flughäfen folgen am Freitag

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Mittwoch standen in Italien viele Räder still. Zum ersten Mal seit 17 Jahren hatten die drei größten Gewerkschaften des Transportsektors zu einem Generalstreik ausgerufen. Betroffen waren Nahverkehr, Züge, Fähren und Hafenanlagen, aber auch Taxis und Autovermietungen. Und am Freitag wird dann der Flugverkehr bestreikt.

In den meisten Städten, wo die Arbeit für vier Stunden niedergelegt wurde, blieb das von der Regierung an die Wand gemalte Chaos jedoch aus. Der Streik war schon seit Tagen angekündigt, so dass man sich gut darauf einrichten konnte. Viele Personen stiegen auf das Auto um. Da in Italien derzeit Ferien sind, hielt sich auch der dadurch erzeugte zusätzliche Verkehr in Grenzen. Hinzu kommt, dass die meisten Bürger gerade für Streiks im Nahverkehr großes Verständnis haben. Das wird nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wie sehr sie jeden Tag unter den teils katastrophalen Zuständen in Bussen, Straßen- und U-Bahnen sowie Vorstadtzügen leiden müssen.

Rom ist wahrscheinlich das ex-tremste Beispiel. In der Vier-Millionen-Stadt gehören Busse, die wegen mangelnder Ersatzteile in Flammen aufgehen, fast schon zum Stadtbild. Die drei U-Bahn-Linien werden pausenlos repariert, in den Bahnhöfen stehen immer wieder Rolltreppen, Treppenlifte und Fahrstühle still, so dass behinderte Personen und Eltern mit Kinderwagen keine Chance haben, wenn ihnen nicht freundliche Menschen - ob Passagiere oder Personal - helfen.

Wenn man in Rom auf einen Vorstadtzug wartet und fragt, wann der nächste kommt, lautet die übliche Antwort: »Hängt davon ab, wie es läuft.« Auch im sonstigen nationalen und vor allem regionalen Schienenverkehr gibt es große Probleme, besonders im Pendlerverkehr. Besonders trifft es den Süden des Landes, wo es kaum Schnellzüge gibt, die Waggons oft keine Heizung oder Klimaanlage haben und auch mal stundenlang auf der Strecke stehen bleiben.

»Bringen wir das Land wieder in Bewegung!« - so lautet deshalb das Motto des Streiks. »Das Land und die Angestellten im Transportsektor«, so der Generalsekretär der Gewerkschaft UIL Trasporti, Claudio Tarlazzi, »brauchen Regeln, Planung und feste Programme.« Der Streik richte sich »gegen den Stillstand der Regierung«. Ohne einen modernen und effizienten Transportsektor könne das Land nicht durchstarten.

In der Streikankündigung der Gewerkschaften heißt es: »Zum ersten Mal in der jüngsten Geschichte unseres Landes zeichnet sich eine Regierung dadurch aus, dass sie keine strategischen Antworten gibt.« Vor allem stört die Gewerkschaften, nie zu einem Gespräch, geschweige denn zu Verhandlungen an einen Tisch gebeten worden zu sein. Die Arbeitervereinigungen fordern dagegen zu Diskussionen über »Infrastrukturen, Transport und Regeln« für eine Verkehrspolitik, bei denen auch auf die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen geachtet werden soll. »Italien läuft Gefahr, zum Aschenputtel Europas zu werden, wenn nicht endlich die Infrastrukturen in Angriff genommen werden, aufgrund derer man sich augenblicklich im Norden und Süden des Landes mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegt«, so die Gewerkschaften weiter.

Vergeblich blieben übrigens die Aufrufe der Regierung, den Streik zu verschieben, da es am Montag bereits zu massiven Beeinträchtigungen im Eisenbahnverkehr gekommen war. An einem Schaltkasten zur Regelung der Hochgeschwindigkeitszüge bei Florenz waren gleichzeitig drei Brände ausgebrochen. Auf der wichtigsten Bahnstrecke Italiens, der zwischen Mailand und Rom, ging dann stundenlang gar nichts mehr. Die Behörden sprechen von Brandstiftung und Innenminister Matteo Salvini sogar von einem »Attentat gegen die Sicherheit des Staates«. Den berechtigten Forderungen der Gewerkschaften tat dies natürlich keinen Abbruch.

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