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Karawane für offene Grenzen in Südeuropa
In Spanien demonstrieren Aktivisten für Migranten
Es war eine lange, traurige Liste mit Namen von Migranten und Asylbewerbern: Es handelte sich um Menschen, die sich innerhalb der spanischen Internierungslager »CIEs« selbst getötet haben. Aktivisten der »Karawane offene Grenzen« (Caravana Abriendo Fronteras) verlasen die Liste in Sevilla am Muelle de la Sal (Salz-Kai).
Rund 300 Menschen, meistens Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und anderen Organisationen aus ganz Spanien, aber auch aus Algerien, Tunesien, Mexiko, Marokko, Senegal oder der Côte d'Ivoire waren mit dabei. Vom 12. bis zum 21. Juli zog die Karawane durch Andalusien und zur spanischen Exklave Ceuta an der marokkanischen Küste, die südliche Außengrenze der Europäischen Union.
Andalusien und Ceuta wurden von der Karawane 2019 gewählt, nachdem es 2017 nach Melilla in die andere spanische Exklave an der marokkanischen Küste und 2018 nach Süditalien unter anderem nach Riace ging, das als Musterbeispiel an Integration galt, bis es von Innenminister Matteo Salvini torpediert wurde. Die diesjährigen Ziele kamen nicht von ungefähr. Andalusien ist die Region der EU, die 2018 mit über 58 000 Menschen die größte Zahl an neu ankommenden Geflüchteten zu verzeichnen hatte, dazu kamen über 6000 in Ceuta an. Mehr als 1000 Menschen sind allein auf dieser Mittelmeerroute 2018 ertrunken.
»Ein weiterer Grund sind die jüngsten Wahlen vom Dezember in Andalusien«, erklärte eine Sprecherin der Karawane gegenüber »nd«: »Nun haben wir in Andalusien eine Regierung von Rechten mit der extremen Rechten zusammen, dagegen müssen wir protestieren«. In Andalusien regiert ein Dreierbündnis aus rechter Volkspartei PP, national-neoliberalen Bürgern Ciudadanos und der rechtsextremen VOX.
Obwohl bekannte Aktivisten und Organisationen hinter der Karawane standen, wurde in den spanischen Medien kaum über den Protest berichtet, auch internationale Medien waren die Ausnahme. Alles wird überschattet durch den Versuch des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Pedro Sánchez, der im spanischen Parlament um eine Mehrheit für seine Wiederwahl rang.
Die Karawane sieht Sánchez Politik kritisch: »Unter seinem Kabinett sind illegale Rückweisungen an der Grenze durchgeführt worden und die Rettungsschiffe ›Open Arms‹ sowie ›Aita Mari‹ wurden gehindert, ihre Arbeit zu tun«, so das Manifest der Karawane auf ihre Webseite.
Eine Woche lang wurden in Andalusien und in der Enklave Ceuta im Norden von Marokko Aktionen durchgeführt. So protestierten in Motril bei Málaga die Aktivisten gegen die neuen Aufnahmezentren »CATEs«, die seit dem Sommer 2018 in verschiedenen Städten etabliert wurden. Beispielsweise gäbe es dort keine medizinische Betreuung in der Nacht. Das hat selbst die Gewerkschaft der Polizei SUP kritisiert. In Tarifa und Ceuta wurden Kundgebungen gegen die Arbeitsverhältnisse der »porteadoras« abgehalten, das sind jene marokkanischen Frauen, die auf ihrem Rücken Güter für die spanischen Flüchtlingslager transportieren ohne Vertrag und für Hungerlöhne. Eine miserable Situation, die an die der Migranten und Flüchtlinge erinnert, die an der letzten Station dieser Reise leben: In Lepe, wo auf den umliegenden Plantagen Erdbeeren und Blaubeeren gepflanzt werden und von prekärst beschäftigten Arbeitern oft aus Afrika geerntet werden. Dass es auch 2020 wieder einer Karawane bedarf, um gegen die unhaltbaren Zustände hier wie dort aufzubegehren, darüber waren sich alle einig.
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