Judenfeindlicher Angriff auf den Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal

Gemeindevorsitzender Gideon Joffe fordert Zivilpolizei im Umfeld von Synagogen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Yehuda Teichtal, ist in Begleitung seiner Kinder auf offener Straße beschimpft und bespuckt worden. Der Vorfall habe sich bereits am vergangenen Wochenende zugetragen, wie die Gemeinde am Mittwoch in Berlin mitteilte. Der antisemitische Übergriff habe in der Nähe einer Synagoge in Berlin-Wilmersdorf stattgefunden, in der Teichtal zuvor den Gottesdienst geleitet hatte. Die beiden Männer sollen Arabisch gesprochen haben. Die Polizei bestätigte den Vorfall.

Demnach sei Teichtal am Freitagabend aus einem Mehrfamilienhaus heraus von zwei Unbekannten beleidigt und bespuckt worden. Der Vorfall wurde der Polizei am Montag nach einer Anzeige der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) bekannt. Der Polizeiliche Staatsschutz habe die weiteren Ermittlungen übernommen und gehe »mit aller Konsequenz gegen religiös motivierte Straftaten, zu denen auch antisemitische Straftaten gehören, vor«, so die Polizei.

Der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe forderte am Mittwoch den Einsatz von zivilen Polizeibeamten im Umfeld von Synagogen. Sie sollten sicherstellen, »dass unsere Beterinnen und Beter ihren Weg zur Synagoge und zurück im Umfeld unserer Gotteshäuser ungestört antreten können«, erklärte Joffe. Der Vorfall beweise, wie wichtig es sei, den Kampf gegen Antisemitismus durch weitere praktische Maßnahmen zu verstärken.

Dass ausgerechnet Teichtal Opfer einer Attacke wurde, sei eine »bösartige Ironie des Schicksals«, so Joffe. Der Rabbiner setze sich seit Jahren für ein Miteinander zwischen allen Religionen und Kulturen ein.

Der Rabbiner erklärte, die Aggressionen gegen Juden hätten sowohl auf den Schulhöfen als auch auf den Straßen Berlins ein Eigenleben entwickelt. Allerdings sei er weiterhin davon überzeugt, dass die meisten Menschen in Berlin diese Aggression gegen Juden als traurigen Bestandteil des jüdischen Alltags nicht hinnehmen wollen. Laut RIAS lag im vergangenen Jahr der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf mit 80 auf Platz zwei der registrierten antisemitischen Vorfälle in Berlin. Die meisten bekannt gewordenen Vorfälle ereigneten sich im Bezirk Mitte.

Teichtal ist Vorsitzender des orthodoxen Jüdischen Bildungszentrums Chabad Lubawitsch in Berlin-Wilmersdorf. Nach der Kippa-Warnung des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, im Mai, hatte er erklärt, »unsere Identität« zu verbergen sei »keine Option«. epd/nd

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