Imagepfleger

Günther Oettinger geht wie so viele Politiker in die Wirtschaft

  • Marion Bergermann
  • Lesedauer: 2 Min.

Jahrelang in der Politik erfolgreich? Ab in die Wirtschaft! Günther Oettinger, bisher EU-Kommissar für Haushalt und Personal, macht mit seiner Ehefrau eine Wirtschafts- und Politikberatungsfirma in Hamburg auf. Mit dem Umsatteln hat er nur derart kurz gewartet, dass der Ethikausschuss der EU-Kommission sich damit befassen wird. Denn während einer Karenzzeit von zwei Jahren schaut der sich an, was ehemalige EU-Kommissar*innen arbeiten. Ab November, wenn seine Amtszeit in Brüssel vorbei ist, darf Oettinger loslegen mit dem Beraten.

Dass der langjährige CDU-Politiker in die Wirtschaft geht, war nicht überraschend, denn bereits Ende 2017 kündigte er an, nach seiner Amtszeit in die Privatwirtschaft zu gehen. Obwohl Oettinger mit 65 Jahren eigentlich ein gutes Renteneintrittsalter hätte. Das Mitglied der schlagenden Studentenverbindung Landsmannschaft Ulmia Tübingen wird wohl Tipps fürs Netzwerken geben können, weniger aber über eine gute Außenwirkung. Als Politiker verursachte er immer wieder Skandälchen und ließ seine Einstellungen durchblitzen.

Als Ministerpräsident Baden-Württembergs, der er von 2005 bis 2010 war, sagte er bei einer Trauerfeier für Hans Filbinger - einem seiner Amtsvorgänger, der als Militärrichter an Todesurteilen im Zweiten Weltkrieg beteiligt war - dieser sei kein Nationalsozialist gewesen. In Brüssel ging es anschließend holprig weiter. Als er 2010 Energiekommissar wurde, hagelte es Häme wegen seines schlechten Englischs. Das ist mittlerweile etwas besser geworden, abgesehen von der schwäbischen Aussprache, aber die Ausfälle blieben.

Schlecht beraten oder beratungsresistent sprach Oettinger 2016 während einer Rede bei einem Unternehmerverband in Hamburg mit rassistischen Bildern über Chines*innen und nannte die Ehe für alle »Pflicht-Homo-Ehe«. Seiner Karriere in der EU-Kommission tat das kaum Abbruch, kurz danach trat er dort seinen dritten Top-Posten an und wechselte vom Kommissar für Digitale Wirtschaft zum Kommissar für Haushalt und Personal.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal