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Die Kinder sind nicht schuld

Markus Drescher über eine richtige Debatte unter falschen Vorzeichen

Carsten Linnemann, Vizevorsitzender der Unionsfraktion, schlägt einen Bogen von mangelnden Deutschkenntnissen unter Erstklässlern über eine mit staatlichen Schulen unzufriedene deutschsprachige Mittelschicht hin zu Randale in Freibädern, dem gewaltsamen Tod eines Kindes im Frankfurter Bahnhof, eine Schwertattacke in Stuttgart und drohende neue Parallelgesellschaften. Vernachlässigt man die abenteuerlich-populistische Hülle, bleibt im Kern: eine Selbstanklage.

Kinder, die kein Deutsch können, wenn sie eingeschult werden, sind nicht Problemursache, sondern Leidtragende politischer Versäumnisse - wie auch die deutschsprachigen Kinder. Sie alle bräuchten mehr Erzieher, Sprachtrainer, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter. Sie bräuchten ein vorschulisches System, das sie gut vorbereitet in die erste Klasse entlässt, und ein Schulsystem, das auf die individuellen Erfordernisse eingehen kann. Schlicht: eine Förderung für alle, damit niemand zurückbleibt und andere sich nicht gebremst fühlen müssen. Und damit ein gemeinsames Aufwachsen und (voneinander) Lernen ermöglicht wird, anstatt mit einem Aussortieren Stigmatisierung und Ausgrenzung Vorschub zu leisten.

Ein Bildungswesen, das von Kita und Vorschule bis zum Abschluss gute Lehr- und Lernbedingungen bietet, scheitert bislang am Geld, das die Politik für die Zukunft der Kinder nicht auszugeben bereit ist. Und an einem Föderalismus, der ein konzertiertes Vorgehen verhindert. Darüber muss in der Tat diskutiert werden.

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