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Ohne Kohle kein Stoff
Die Kleiderkammer im Stadtteilzentrum Pankow kämpft um ihre Zukunft
»Es ist deutlich weniger geworden, aber das ist gar nicht so schlimm«, sagt Ivana Šustrová und zeigt auf ein Foto. Vor vier Jahren stapelten sich die Kartons voller Pullover, Hosen und Socken für Geflüchtete bis unter die Decke. Heute füllen die Kleiderspenden innerhalb einer Woche nur noch die Spendentonne vor dem Stadtteilzentrum Pankow. Dort geben sie nun seit einem Jahr Kleidung für Geflüchtete und Einheimische aus.
Seit 2014 existiert die Kleiderkammer, anfangs in der Geflüchteten- unterkunft Mühlenstraße. »2015 war Pegida groß in den Medien und dagegen wollte ich etwas tun«, sagt die Rentnerin. Demonstrieren gehen wollte sie in ihrem Alter nicht mehr, daher entschied sie sich, in der Unterkunft mit anzupacken.
Letztes Jahr mussten die Freiwilligen aber überstürzt ausziehen, laut dem Betreiber der Unterkunft wegen des Brandschutzes. Seitdem geben sie die Kleidung im Stadtteilzentrum Pankow aus. Das Angebot kommt dort gut an. Jeden Mittwoch kämen über den Tag zwischen einer Handvoll und mehreren Dutzend Besucher*innen, zunehmend auch etablierte Bewohner*innen aus der Nachbarschaft. Aktuell sei besonders Kinderkleidung gefragt und die Leute brächten sie auch wieder zurück, wenn die Kinder daraus rausgewachsen sind.
Doch allzu rosig sieht die Zukunft für die Kleiderkammer nicht aus. In Pankow hätten in der nahen Vergangenheit einige Kleidertreffs geschlossen und auch der Fortbestand des Projekts im Stadtteilzentrum ist bedroht. Das Gebäude habe einen Dachschaden - Renovierungsarbeiten könnten dazu führen, dass die Kleiderkammer ihren Betrieb zeitweise einstellen müsse. »Wir haben außerdem laufende Kosten von etwa 50 Euro pro Monat. Dieses Jahr übernimmt sie noch der Bezirk, aber wie es nächstes Jahr weitergeht, ist noch unklar«, so Šustrová. »Wir bewerben uns derzeit um Gelder aber das ist sehr anstrengend - wir sind nicht geübt im Anträge schreiben.« 600 Euro werden benötigt, um ein Jahr weitermachen zu können.
Auch ohne Geldsorgen gebe es genug zu tun. »Die Kleiderausgabe ist ja nur die sichtbare Arbeit. Nebenbei müssen wir Termine koordinieren, Spenden sortieren und die unbenutzbaren Klamotten wegbringen.« Etwa die Hälfte der Kleidung, die abgegeben werde, sei ungewaschen oder kaputt. Außerdem fänden sehr altmodische Kleidung und Sondergrößen keine Abnehmer*innen. So werden säckeweise Textilien an die Kleiderstiftung des nahe gelegenen Franziskanerklosters und die Ukrainehilfe abgegeben. Letztere bringen die benutzbaren Spenden in das Kriegsgebiet der Ukraine, um dort Menschen zu helfen.
Mit der Anzahl der Spenden habe seit 2015 auch die Anzahl der Ehrenamtlichen abgenommen. Aktuell engagieren sich dort etwa zehn Leute - acht Rentnerinnen und zwei berufstätige Männer. »Die Leute unterschätzen, wie zeitintensiv die Arbeit sein kann«, sagt Šustrová. »Außerdem gibt es so viele Angebote, sich in Berlin zu engagieren, dass die Leute nur da bleiben, wo ihnen die Arbeit wirklich gefällt.« Zu Jahresbeginn halfen nur vier Menschen beim Kleidertreff mit, doch seit dem Bestehen sei noch kein Mittwoch ausgefallen, betont die Rentnerin stolz.
Auch im Alltag gibt es Grund zur Freude. »Schön ist es immer, wenn die geflüchteten Frauen etwas Passendes für sich finden. Die freuen sich dann immer sehr. Und wenn jemand eine Wohnung gefunden hat, ist die Stimmung auch sehr heiter.«
Damit das auch weiterhin so bleiben kann, veranstalten die Ehrenamtlichen Basare, wo Spielzeug gegen Geldspenden getauscht werden kann. Aus den vergangenen Jahren gebe es im Lager des Kleidertreffs noch eine Menge davon. Der nächste Basar findet auf dem Jubiläumsfest des Stadtteilzentrums Pankow am Samstag, den 31. August statt.
Unter dem Stichwort »UK Mühlenstraße, Kleidertreff 2020« kann auf das Konto des Jugendzentrums Pankow (JUP) gespendet werden. IBAN: DE 71 1002 0500 0003 0794 05. Für eine Spendenquittung Namen und Adresse angeben.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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