Mensch schreibt mit

Auch Facebook ließ Sprachaufnahmen nicht nur maschinell auswerten

Apple, Google, Amazon, Microsoft und jetzt - irgendwie ganz und gar nicht überraschend - Facebook: Die marktbeherrschenden Tech-Giganten ließen Aufnahmen von menschlichen Mitarbeitern auswerten. Dass nicht nur die digitalen Ansprechpartner Siri, Assistent, Alexa und Co. mithörten oder im Fall von Facebook Sprachaufnahmen aus dem Chatdienst Messenger verschriftlicht wurden, begründen die Konzerne mit der Optimierung ihrer Produkte. Die, anders als es das beworbene digitale Heilsversprechen suggerieren mag, ganz und gar nicht ohne Menschen auskommen.

Dass auch Facebook bei der bis zum Auffliegen beschwiegenen und vertuschten Praxis mitmischte, kommt deshalb nicht überraschend, weil das Unternehmen von Mark Zuckerberg im vergangenen und diesem Jahr Skandalnachrichten am laufenden Band produzierte. Sicherheitslücken, unsachgemäß gespeicherte Daten, unerlaubte Weitergabe von Daten...

Zudem gibt es schon seit Jahren die Vermutung, dass Apps des sogenannten sozialen Netzwerks Nutzern zuhörten, um Werbung - das große Geschäft des Konzerns - zu personalisieren. Als Indiz dafür werden mutmaßliche Fälle angeführt, in denen Anzeigen zu einer vorherigen Unterhaltung passten. Facebook verneinte eine solche Praxis immer vehement, Mark Zuckerberg wies solche Anschuldigungen ausdrücklich bei einer Anhörung im US-Kongress zurück und sprach von einer »Verschwörungstheorie«. Facebook-Verantwortliche erklären die Vermutungen unter anderem damit, dass zwischen vielen verschiedenen Anzeigen einem diejenigen auffielen, die zu etwas Aktuellem passten.

Die Liste der tatsächlichen und vermeintlichen Verfehlungen ist also lang, sehr lang. Immer wieder wurde nach Bekanntwerden Besserung versprochen und auch im jüngsten Fall beteuerte Facebook gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg, die aufgedeckt hat, dass Hunderte Beschäftigte externer Dienstleister mit der Abschrift von Sprachaufnahmen von Messenger-Nutzern beauftragt wurden: »Genauso wie Apple oder Google haben wir die Praxis, Tonaufnahmen von Menschen abhören zu lassen, vergangene Woche eingestellt.« Bis dahin überprüften die beauftragten Firmen nach Angaben von Facebook gegenüber Bloomberg, ob das Facebook-Spracherkennungsprogramm die angeblich anonymisierten Nachrichten korrekt interpretierte. Dafür zuständige Mitarbeiter berichteten laut Bloomberg, dass sie das Abhören privater Gespräche mit mitunter vulgärem Vokabular irritiert habe. Sie erfuhren dem Bericht zufolge weder den Ursprung der aufgezeichneten Gespräche, noch, wofür Facebook die Transkriptionen nutzte.

Da die Programme ohne menschliche Kontrolle, Fehlerbehebung und Weiterentwicklung nicht funktionsfähig sind, sprich kein Geld damit zu verdienen ist, werden die anbietenden Konzerne nicht auf Dauer auf die Abhör-Praxis verzichten können. Anders als bisher im besten Fall irgendwo schwammig-allgemein auf eine mögliche Auswertung hinzuweisen - zumeist ohne menschliche Zuhörer explizit zu nennen -, soll ein Teil der Nutzer in Zukunft die Wahl haben. Amazon mit seiner Alexa kann man in den Einstellungen das Mithören untersagen, auch Apple will die Entscheidung künftig den Kunden überlassen, wie genau, steht noch nicht fest. Ebenso wenig wie Google nach Ablauf des bisher freiwilligen Stopps weiter verfahren wird. Von Microsoft gibt es derzeit keine Angaben zum weiteren Verfahren. Mit Agenturen

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