- Politik
- HDP
Prokurdische Bürgermeister von türkischer Regierung abgesetzt
Betroffen sind Diyarbakir, Mardin und Van / gegen die gewählten Vertreter wird wegen »Terrorpropaganda« ermittelt
Ankara. Die türkische Regierung hat erneut drei prokurdische Bürgermeister abgesetzt. Die Bürgermeister von Diyarbakir, Mardin und Van im Südosten der Türkei, die der oppositionellen prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP) angehören und bei den Kommunalwahlen im März gewählt wurden, wurden nach Angaben des Innenministeriums am Montag ihrer Ämter enthoben. Gegen die drei Stadtoberhäupter wird demnach wegen der Verbreitung von »Terrorpropaganda« oder der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation ermittelt.
Nach Angaben des Ministeriums wurden die Bürgermeister Adnan Selcuk Mizrakli, Ahmet Türk und Bedia Özgökce Ertan kommissarisch durch die von der Regierung ernannten Gouverneure von Diyarbakir, Mardin und Van ersetzt. Das Rathaus von Diyarbakir wurde am Montagmorgen abgeriegelt, wie ein AFP-Reporter vor Ort berichtete.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft der HDP immer wieder vor, der politische Arm der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein, die seit 1984 gegen den türkischen Staat kämpft. Die HDP weist dies zurück und betont, dass sie sich für eine politische Lösung des jahrzehntelangen Kurden-Konflikts einsetze.
Lesen sie auch: Von Feinden umgeben. Die Türkei droht, in Nordsyrien einzumarschieren. In Rojava bereiten sich Zivilisten darauf vor
Unter dem Ausnahmezustand, der nach dem gescheiterten Militärputsch von Juli 2016 verhängt worden war, war die türkische Regierung mit großer Härte gegen die HDP vorgegangen. 95 von 102 prokurdischen Bürgermeistern wurden unter dem Vorwurf, Verbindungen zur PKK zu unterhalten, abgesetzt und durch staatliche Verwalter ersetzt. Vor der Kommunalwahl im März hatte Erdogan gedroht, erneut so zu verfahren.
Derzeit sitzen noch hunderte HDP-Mitglieder in Haft, darunter auch 40 Bürgermeister. Auch Ex-Parteichef Selahattin Demirtas sitzt seit November 2016 im Gefängnis. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!