Kroatiens weiße Ritterin
Elizabeta Mađarević schwärmt von einem »reinen und authentischen Europa«
Sie schwärmt von einem »reinen und authentischen Europa« mit »weißen Europäern«, wie es noch vor nur 30 Jahren üblich gewesen sei. Eine kroatische Diplomatin in Berlin, deren Aufgabe es sein sollte, Brücken zu schlagen, schreibt rassistische Kommentare unter Facebook-Fotos von der kroatischen Adriaküste.
Bis vorgestern war die Erste Sekretärin der kroatischen Botschaft in Berlin Elizabeta Mađarević sowohl in Deutschland als auch in ihrem Heimatland eher unbekannt. Das änderte sich, als das Newsportal index.hr über ihre Facebook-Kommentare berichtete. Vor Jahren hätte sie bereits rassistische, islam- und homofeindliche Beiträge in den sozialen Netzwerken veröffentlicht, hieß es laut index.hr. Mađarević wurde vom kroatischen Außenministerium suspendiert.
1998 begann Mađarević ihr Studium der Politikwissenschaften und des Journalismus in Zagreb, wo sie später promovierte. Schon als Studentin behauptete sie sich als Chefredakteurin der studentischen Zeitung »Puls«. Es folgten Auslandsaufenthalte in Großbritannien und Deutschland, wo sie ein Praktikum im Bundestag absolvierte. Ihre Karriere als Diplomatin begann 2006, als Mađarević ein Mandat im Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten annahm. Erste Sekretärin der kroatischen Botschaft wurde sie erst Anfang dieses Jahres.
Nach dem Skandal rechtfertigte sich Mađarević damit, die Kommentare seien ihre privaten Ansichten. Der kroatische Außenminister Gordan Grlić Radman sagte dazu, dass eine Diplomatin nie eine Privatperson sei.
Undiplomatisch waren vor allem ihre Bemerkungen zu Angela Merkel. Wegen der Äußerung, dass der Islam zu Deutschland gehöre, warf ihr Mađarević vor, es mangele ihr an »eigener Kultur«.
Eher könnte man Mađarević Kulturvergessenheit vorwerfen, denn vor 30 Jahren lebte sie im multiethnischen Jugoslawien, in dem die muslimische Bevölkerung keinen unwesentlichen Anteil ausmachte.
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