- Kommentare
- Flaschenpfand
Lohnerhöhung für die Ärmsten
Regina Stötzel über die Diskussion um höheres Flaschenpfand
Deutschland, insbesondere Bayern, vor allem aber die bayerischen Bierbrauer haben ein Bierkästenproblem. Das war bisher nicht in dem Maße bekannt, muss aber auch nicht groß interessieren, es gibt Wichtigeres.
Aber: Das deutsche Pfandsystem bietet, wenn auch aus ganz anderen Gründen eingeführt, eine Einnahmequelle für unzählige arme Menschen, insbesondere in den größeren Städten. Man kann es sogar als effektiven Beitrag zur Umverteilung von oben nach unten betrachten. Die, denen es auf ein paar Cent nicht ankommt, lassen die Überreste ihres Wegbiers irgendwo stehen, werfen sie in die Mülltonnen oder stellen sie im besten Fall griffbereit daneben. Die, die jeden Cent brauchen, sammeln sie ein. Für sie ist das Pfand, das im Supermarkt eingelöst wird, eine Möglichkeit für einen unsichtbaren Zuverdienst, der, anders als Kindergeld, Elterngeld oder andere Sozialleistungen, nicht mit Hartz IV verrechnet wird.
Dass dies so ist, ist ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Deutschland, wo natürlich niemand darauf angewiesen sein sollte, Pfandflaschen zu sammeln. Aber solange es so ist, bedeutet höheres Pfand - für die meisten nur eine einmalige Mehrausgabe beim Einkauf, die man später zurückbekommt - höhere Einnahmen für viele der Ärmsten. Und somit einen noch größeren positiven, wenn auch unbeabsichtigten Nebeneffekt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.