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Ostdeutsche sind unzufriedener
Die Deutschen finden ihre Lebensbedingungen schlechter als früher. Das zeigt ein Vergleich des Lebensgefühls vor der Wende und heute
Genug aktuelle Daten und Zahlen hätte die Politik, um die Ungleichheiten zwischen Ost und West zu mindern. An diesem Donnerstag wurde eine weitere Studie vorgestellt, die sich Unterschiede zwischen Ost und West anschaute.
Die Forscher*innen der Info GmbH, einem Meinungs- und Marktforschungsinstitut in Berlin, fanden heraus, dass die Deutschen insgesamt unzufriedener geworden sind seit der Wende vor 30 Jahren. Und das noch mehr im Osten als im Westen. Während im Jahr 1988 im Westen 83 Prozent ziemlich zufrieden mit ihrem Leben waren, sind es heute noch 79 Prozent. Im Osten waren es vor der Wende 76 Prozent und im Jahr 2018 74 Prozent. »Insgesamt ist es trotzdem ein relativ hohes Niveau«, sagte Holger Liljeberg, Geschäftsführer des Instituts, bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Studie. Die Daten der repräsentativen Umfrage kamen zustande, indem per Telefon und Onlinebogen je 500 Menschen aus Ost und West befragt wurden, die zum einen Teil 1988 zwischen 16 und 50 Jahren alt waren und die zum anderen Teil 2018 in dieser Altersspanne lagen.
Außerdem kommen die Befragten in Ost und West heute gefühlt weniger gut mit ihrem Geld aus. Über 1988 sagten 76 Prozent der Befragten aus dem Westen und 81 Prozent aus dem Osten, dass sie mit ihrem Einkommen sehr gut oder gut zurecht kämen. Über letztes Jahr sagten das nur 63 Prozent im Westen und 59 Prozent im Osten. »Obwohl es heißt, dass Einkommen steigen, scheint sich das gefühlt nicht widerzuspiegeln«, sagte Sindy Krambeer von der Info GmbH.
Einen Rückgang in beiden Landesteilen gab es auch, was das Gefühl sozialer Sicherheit angeht. Jedoch war die Abnahme stärker im Westen. Liljeberg sprach von einem »drastischen Rückgang der Wahrnahme der sozialen Sicherheit.« Diese hat in ganz Deutschland abgenommen, und zwar um 18 Prozent auf 62 Prozent im Westen und um acht Prozent auf 58 Prozent im Osten. Ebenso stärker im Westen war die geringere Zufriedenheit mit der politischen Situation.
In ganz Deutschland hatten die Befragten zu 32 Prozent (West) und 34 Prozent (Ost) Probleme damit, wenn sich Menschen aus anderen Ländern in ihrem Wohnort niederlassen. »Wenn jemand aus Bayern zuzieht, ist das in Ordnung. Zieht jemand aus Syrien hinzu, ist das ein Problem«, resümierte Liljeberg.
Was die Befragten in Ost und West außerdem gemeinsam hatten, war die gefühlt schlechte Versorgung mit schnellem Internet in ihrem Ort. Nicht einmal jeweils die Hälfte bewertete diese als sehr gut oder gut.
Neben der größeren Unzufriedenheit der Menschen im Osten insgesamt wurde diese auch in einzelnen Bereichen deutlich. Besonders in den östlichen Ländern waren die Befragten weniger zufrieden mit den Jobmöglichkeiten am Wohnort, ihrer finanziellen Situation und dem sozialen Umfeld als vor dem Mauerfall. Ihre Wahrnehmung, schlechter dran zu sein, stimmt teilweise mit realen erhobenen Zahlen überein. Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen, so zeigte bereits letzte Woche der Teilhabeatlas des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, ist nach wie vor bedeutend niedriger in den östlichen Bundesländern. Laut der jetzigen Umfrage liegt es im Westen heute bei 3600 Euro im Monat und im Osten bei 2800 Euro. Zudem wohnen die Menschen in westlichen Bundesländern auf durchschnittlich 104 Quadratmetern und auf 86 in den östlichen. Auch vor der Wende hatten Menschen in der DDR weniger Wohnfläche pro Person zur Verfügung.
Der Wissenschaftler Liljeberg machte auf die politischen Folgen von Unzufriedenheiten aufmerksam: »Je schlechter die Lebensbedingungen eingeschätzt werden, desto eher neigt man der AfD oder NPD zu«, berichtete er. Angesichts der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme 1988 ist es interessant, dass im Osten 40 Prozent der Aussage zustimmten, sie hätten im Jahr 1988 das Gefühl von Freiheit gehabt. Heute sind es nicht viel mehr mit 54 Prozent.
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