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»Eleonore« in sizilianischen Hafen eingelaufen
Gleich drei Schiffe mit geretteten Migranten an Bord warten auf die Erlaubnis zur Einfahrt in einen Hafen
Rom. Die Irrfahrt hat nach acht Tagen auf dem Mittelmeer ein Ende: Das deutsche Seenotrettungsschiff »Eleonore« ist mit über 100 Flüchtlingen an Bord in den Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo eingelaufen. »Das Schiff wird jetzt beschlagnahmt«, teilte Kapitän Claus-Peter Reisch am Montag auf Twitter mit, während die Ausschiffung der Migranten vorbereitet wurde.
In den Stunden zuvor hatte sich die Situation auf der »Eleonore« dramatisch zugespitzt. Es habe in der Nacht einen schweren Sturm gegeben und es stehe ein weiterer bevor, so Reisch. Mindestens 20 der mehr als 100 geretteten Menschen an Bord habe nicht einmal ein Dach über den Kopf gehabt und sei völlig nass geworden. Reisch sprach von einer »lebensbedrohlichen Lage« an Bord und entschied, auch ohne Genehmigung der Behörden den nächsten sicheren Hafen anzulaufen und in italienische Gewässer einzufahren.
Die Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline, die Reisch unterstützt, erklärte, dass bei der »Eleonore« im Notfall auch eine Einfahrt in einen Hafen ohne Erlaubnis möglich sei. »Wenn das Schiff zum Seenotfall wird, dann ist dies prinzipiell möglich«, so Steier.
Die »Eleonore« hatte vor einer Woche mehr als 100 Migranten aufgenommen, Italiens Regierung hat bereits ein Einfahrtsverbot erlassen. Zuletzt war die deutsche Kapitänin Carola Rackete unerlaubt in den Hafen von Lampedusa gefahren und wurde vorübergehend festgenommen. Der Vorfall hatte international Schlagzeilen gemacht und politisch hohe Wellen geschlagen.
Daneben hatte am Wochenende auch das deutsche Schiff »Alan Kurdi« 13 Tunesier aufgenommen, die auf einem überladenen Holzboot auf dem Weg zur italienischen Insel Lampedusa waren. Der Sprecher der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, Gorden Isler, sagte, die Rettung habe zwar in maltesischen Gewässer stattgefunden. Malta weigere sich aber, die Koordinierung zu übernehmen und wolle, dass die Menschen nach Tunesien zurückgebracht werden. Dagegen wehre sich Sea-Eye aber, weil in Tunesien Menschenrechtsverletzungen drohen. Das Schiff nehme nun Kurs auf Malta.
Die italienische Regierung hatte ein Verbot unterzeichnet, wonach das Schiff nicht nach Italien darf. Das gleiche gilt für das Schiff »Mare Jonio«, das seit Tagen vor Lampedusa mit 34 Migranten wartet. Auch dort spitzte sich die Lage zu. Auf dem Schiff gebe es kein fließendes Wasser, erklärte die italienische Organisation Mediterranea Saving Humans. Agenturen/nd
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