Assistenten ohne Perspektive

Mitarbeitern in Apotheken bleibt auch nach Ausbildungsreform nur ein »Sackgassenberuf«

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 3 Min.

Verbindliche Berufsbilder wie auch die Ausbildung für diverse Gesundheitsberufe müssen dringend modernisiert werden - darüber sind sich Fachleute einig. Das große Aufräumen erreicht jetzt auch den Beruf des/r Pharmazeutisch-technischen AssistentIn (PTA), dem ein Kabinettsbeschluss in der vergangenen Woche gewidmet war. Menschen mit einem solchen Abschluss arbeiten in Apotheken, sie dürfen Kunden beraten, Medikamente abgeben und bestimmte Arzneien auch individuell anfertigen. Ihre Ausbildung dauert bislang zweieinhalb Jahre; damit ist der PTA der Beruf im Gesundheitswesen mit der kürzesten Ausbildungsdauer.

An der Länge der Ausbildung soll sich laut dem Entwurf künftig zwar nichts ändern, dafür aber an den Inhalten, wie aus dem Bundesgesundheitsministerium zu hören war. So soll vor allem die Beratungskompetenz der PTA gestärkt werden. Ob das mit den Regierungsplänen erreicht wird, ist laut Betroffenen mehr als fraglich. Vertreter der Apothekengewerkschaft Adexa und des Bundesverbandes Pharmazeutisch-technischer AssistentInnen (BVpta) halten die Regelungen nicht für den versprochenen großen Wurf. Sie bemängeln unter anderem, dass die schulische Ausbildungszeit zu knapp sei.

Das sieht Martin Seipt, der seit elf Jahren den Beruf ausübt und zurzeit in der Apotheke des Universitätsklinikums Dresden arbeitet, ähnlich. Seipt, der früher dem BVpta-Vorstand angehörte, initiierte als Privatperson im Juni eine Onlinepetition für eine dreijährige Ausbildung, die bisher etwa 2600 Unterstützer fand.

Zweieinhalb Jahre hält der Dresdner deshalb nicht für ausreichend, da der Beratungsanteil stark angestiegen ist. Die gesetzliche Grundlage ist inzwischen 51 Jahre alt, damals ging es nur um einen Assistenzberuf für Arzneimittelherstellung und Prüfungen im Labor. »Heute werden 70 Prozent der täglichen Beratungen in den Apotheken von PTA durchgeführt«, sagt Seipt. 2018 arbeiteten in den 19 423 öffentlichen Apotheken 52 048 Apotheker, die also ein Pharmaziestudium absolviert haben, und 66 906 PTA.

Während der zu bewältigende Stoff in der Ausbildung in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen sei, würden im aktuellen Gesetzentwurf nur die Stundenzahlen verschoben und angepasst, während die Fächerstruktur beibehalten worden sei, kritisiert er. Das heißt unter anderem, dass sich die BerufsschülerInnen durch die Körperregionen arbeiteten und am Ende je Krankheit nur wenige gängige Wirkstoffe kennenlernten. Aber weil die Ausbildungsanfänger häufig Wiederholungszeiten bräuchten, um Schulstoff zu aktivieren, reichten die zwei Jahre Theorie einfach nicht aus.

Die PTA-Schulen, davon 35 staatliche und 57 in freier Trägerschaft, stehen unterschiedlich zu der Forderung nach Ausbildungsverlängerung. Die Staatlichen seien offener dafür, die Nicht-Staatlichen lehnten sie ab, berichtet Seipt.

In den letztgenannten Einrichtungen war bislang Schulgeld fällig, das im Zuge Reform abgeschafft werden soll. Die angehenden PTA sind auf Bafög angewiesen. Im letzten halben Jahr der Ausbildung, das in einer Apotheke absolviert wird, sollen sie nach dem neuen Gesetz eine angemessene Vergütung erhalten. Das könnte in Sachsen problematisch werden, ahnt Seipt, denn dort gebe es im Unterschied zu den anderen Ländern bislang keine Tarifbindung für Apotheken. Für eher zukunftsfähig hält Seipt den ver.di-Vorschlag, dass die praktische Ausbildung bereits ab dem ersten Jahr stattfinden soll. Die DGB-Gewerkschaft vertritt jene PTA, die in Krankenhausapotheken arbeiten.

Ein weiteres Problem: PTA ist und bleibt ein »Sackgassenberuf«, denn Weiterbildungen sind hier nicht vorgesehen. Diese wären aber wichtig, um zum Beispiel die Urlaubsvertretung für Einzelinhaber von Apotheken abzusichern. Heute sind die Apotheker auf Zeitarbeitskräfte angewiesen. Doch eine Mehrzahl der studierten Pharmazeuten will ihre Befugnisse nicht noch weiter abgeben.

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