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Brandstifter am Werk
Feuer in Afrikas Savannen entstehen oft natürlich, in Brasiliens Regenwäldern ist meist der Mensch Verursacher.
In Amazonien befinden sich mehr als die Hälfte der verbliebenen tropischen Regenwälder der Erde. Die sind nicht nur Zentren der Artenvielfalt, sie sind bislang auch große Kohlenstoffsenken. Da ist es verständlich, dass die deutliche Zunahme von Waldbränden im brasilianischen Amazonasgebiet in diesem Sommer Naturschützer genauso beunruhigt wie Klimaforscher. Immerhin ist die Zahl der Brandstellen bereits jetzt nach Angaben des unabhängigen Instituts für Umweltforschung im Amazonasgebiet (IPAM) 60 Prozent größer als im Mittel der vergangenen drei Jahre. Mehr als 32 000 Brände bis zum 14. August sind zwar noch kein Rekordwert wie in den Jahren 2005 oder 2010, doch der Anstieg gegenüber den Vorjahren lässt sich nach Angaben der IPAM-Forscher nicht durch besondere Trockenheit im aktuellen Jahr erklären. Dabei kommt der Höhepunkt der Waldbrandsaison normalerweise erst im September. Brandstiftung im Auftrag großer Agrarunternehmen ist also überaus wahrscheinlich, ermutigt durch die Politik des rechten Präsidenten Brasiliens, der den Leiter des Nationalen Weltraumforschungsinstituts INPE feuerte, weil ihm dessen Beobachtungsdaten nicht passten.
Die weltweite Erfassung von Bränden auch in dünn besiedelten Gegenden ist in dieser Genauigkeit erst möglich, seit die Umweltforscher Zugang zu Satellitenbildern haben. So fotografieren beispielsweise die US-Erdbeobachtungssatelliten der Landsat-Serie jeden Punkt der Erde im Abstand von 16 Tagen und die Satelliten des deutschen Firebird-Programms können mit ihren Infrarotsensoren auch durch Rauchwolken noch Brandherde lokalisieren.
Doch ein Blick auf die Weltkarte der Brandherde offenbart Überraschendes: Sehr viel mehr Feuer finden sich da in Afrika. Und auch die Dichte der Brände ist dort und in Indonesien höher als in Südamerika.
Doch Feuer ist nicht gleich Feuer. Wie Rico Fischer, Experte für Waldmodellierung und Fernerkundung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig erläutert, sind viele der Brände in Afrika in den Savannen. Anders als in den relativ feuchten Regenwäldern entstünden die Brände in den Savannen oft spontan oder durch Blitzeinschlag. »Feuer in diesen Graslandschaften sorgen dafür, dass abgestorbene Pflanzen verbrennen und so das Wachstum neuer Gräser fördern.« So könnten sich die Graslandschaften in kurzer Zeit wieder regenerieren. Zudem haben diese Bodenfeuer oft eine geringe Intensität, erklärt Fischer. Allerdings stecken Landwirte in den Savannengebieten Afrikas in einem Dilemma. Einerseits versuchen sie, Brände zu verhindern, um ihre Felder oder ihre Herden zu schützen. Andererseits kann das dazu führen, dass sich mehr brennbares Material ansammelt und so größere Brände entstehen.
In den Regenwäldern ist in der Regel der Mensch Auslöser der Brände. Mikaela Weisse vom World Resources Institute in Washington verweist darauf, dass im Amazonasgebiet natürliche Feuer sehr selten sind. In diesem Jahr allerdings seien viele Brände in Gebieten entstanden, die bereits früher in Weiden oder Äcker umgewandelt wurden. Von da aus könne allerdings immer auch angrenzender Wald mit in Brand geraten.
Und auch da, wo in Afrika der Regenwald brennt, hat das nicht die Dimensionen wie in Südamerika. Die Waldverluste im Kongobecken sind, wie Frances Seymour und Nancy Harris vom World Resources Institute kürzlich im Fachblatt »Science« schrieben, bisher geringer als in Amazonien.
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Die Brände in den Regenwäldern sorgen für immense CO2-Emissionen. Das könnte perspektivisch dazu führen, dass die Wälder von einer Kohlenstoffsenke zu einer Quelle werden. Der Klimawandel könnte diesen Prozess noch verstärken, befürchtet UFZ-Forscher Fischer. Zumal bei einer Umwandlung von Regenwald in Acker- oder Weideland oftmals auch Moorgebiete trockengelegt werden, aus denen ebenfalls Treibhausgase frei werden. Das belegen jedenfalls Untersuchungen zu den Brandrodungen im indonesischen Teil der Insel Borneo.
Hinzu kommt, dass selbst verbrannte Waldflächen, die nicht in Agrarland umgewandelt werden, in Amazonien mehr als 100 Jahre brauchen, um sich wieder zu regenerieren. Durch die gestiegenen Temperaturen und den sinkenden Niederschlag als Folge des Klimawandels kann sich diese Regenerationsphase noch deutlich verlängern. Eine Untersuchung von Wissenschaftlern des Jenaer Max-Planck-Instituts für Biogeochemie zeigt, dass sich zumindest in den ersten zehn Jahren rund um die Brandstellen der Wald weiter zurückzieht und anfälliger für Feuer wird. Auch nimmt dort der Anteil junger, schnell wachsender Baumarten zu, so dass die Kohlenstoffspeicherfähigkeit geringer wird.
Rico Fischer verweist darauf, dass der Verlust ursprünglicher Wälder weltweit nicht nur große zusätzliche CO2-Mengen freisetzt und so den Klimawandel weiter anheizt. Zugleich gehen mit den Wäldern Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten verloren, die nur dort heimisch sind, wie beispielsweise die Orang-Utans in Indonesien, wo die Entwaldung immerhin gebremst wurde.
Ein internationales Forscherteam hat vor einem Jahr errechnet, dass der ökonomische Schaden der Waldzerstörung am Amazonas sich in den nächsten 30 Jahren auf mehr als eine Billion Dollar beziffern könnte, während vorbeugende Gegenmaßnahmen nur um die 100 Milliarden kosten würden. Da von den Klimafolgen auch die reichen Länder betroffen sind, sollten die in Waldschutz investieren statt in die Ausweitung der Soja- und Fleischproduktion.
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