Terrorismus, Ego und Paranoia

Philip Malzahn über Erdogans Allzweckwaffen

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 2 Min.

Fast ein Fünftel aller Gefängnisinsassen in der Türkei verbüßt Haftstrafen aufgrund von Terrorismusanschuldigungen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan solche Vorwürfe so gerne wie auch häufig erhebt. Ob einzelne Journalisten, die politische Opposition, Kurden oder auch eher abstrakte geopolitische Konstruktionen wie »der Westen« - unter seine weitläufige Interpretation des Begriffes fallen scheinbar all diejenigen, die ihm nicht komplett hörig sind.

Um ein hartes Vorgehen gegen alle Unliebsamen zu rechtfertigen, verbreitet Erdogan in der Bevölkerung Paranoia. Seine Behauptung: Terroristen bedrohen den Staat, ob von innen oder außen; sie sind überall. Aus strategischer Sicht ist sein Vorgehen genauso offensichtlich wie erfolgreich. Auf Terroristen macht man Jagd, und wenn man einen Journalisten, eine Sängerin oder einen Politiker mit einem Selbstmordattentäter gleichsetzt, dann gibt es genügend Beute. Mit Terroristen kann man ja bekanntlich auch nicht verhandeln, deshalb sind harte Urteile nicht nur wünschenswert, sondern auch gerecht.

Im Gespräch mit »nd« hat der in der Türkei festgehaltene und wegen Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung angeklagte österreichische Journalist Max Zirngast gesagt, er sei gerne in der Türkei. Nur gegen seinen Willen bleiben zu müssen, das sei »weniger toll«. Herr Erdogan, klingt das wie das Bekenntnis eines Terroristen?

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -